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Wir haben unseren Freifahrtschein!

Und so hat es sich wirklich angefühlt, als wir Freitagabend noch nach Zagreb reingefahren sind, um uns den Eintrag für Caspers Pass zu holen. Nachdem wir nachmittags dann doch nochmal angerufen haben, um nachzuhaken, ob die Ergebnisse da seien, hieß es erst wieder „Nein, nichts da, vermutlich dann erst nächste Woche“. Scheinbar hat der nette Doc aber gemerkt, dass wir etwas auf heißen Kohlen sitzen und extra nochmal nachgeschaut, um dann zu bemerken, dass das Dokument in der E-Mail ja unterzeichnet sei und er uns mit dem Ausdruck alles in den Pass eintragen kann. Also ging es noch ein letztes Mal in die Stadt, hinein in das Auto-Chaos und schnellstmöglich wieder raus. Danach haben wir einen Campingplatz für die Übernachtung angesteuert, dort angekommen war die Rezeption aber unbesetzt und wir waren mit einem anderen Camper alleine dort. Zahlen konnten wir aber am nächsten Morgen und Heißwasser gab es ebenfalls noch – für uns ging es dann direkt weiter in Richtung Krka Nationalpark. Dort haben wir eigentlich einen Parkplatz angesteuert (einer der äußeren Eingänge zum Nationalpark), an dem viele mit dem Camper übernachtet haben und es auch für den Park-Ranger kein Problem gewesen sei. Wir waren aber wohl mal wieder zu korrekt und haben nachgefragt, ob wir denn dort übernachten dürfen, aber es gab ein „Nein, im gesamten Nationalpark ist übernachten, egal wie, strengstens verboten“ zur Antwort. Daher sind wir dann weitergefahren und haben einen „Parkplatz“ direkt an der äußeren Grenze des Nationalparks gefunden, mitten in der Steppe auf rotem Sand, es sah aus als wären wir irgendwo in Afrika gelandet.

Casper sieht aus, als würde er hier her gehören 🙂

Von dort sind wir dann ein Stück Richtung Nationalpark gelaufen zu einem Aussichtspunkt, von dem aus man schon Teile der Parks erahnen und hören konnte. Wir befanden uns nämlich oberhalb einer der Wasserfälle, aber um den sehen zu können, hätten wir ziemlich weit absteigen müssen und es hatte bereits angefangen zu dämmern, weshalb wir dann zurück zum Auto sind. Übernachtet haben wir dort trotz Off-Season mit drei anderen Campern, in der Hochsaison mutiert das Gelände vermutlich zu einer Art Campingplatz. Den ansässigen Schäfer scheint das aber nicht zu stören, der scheint sich eher zu freuen immer mal wieder jemanden zum Quatschen anzutreffen.

Blick über einen Teil des Krka Nationalparks

Eigentlich hatten wir überlegt in den Park zu gehen, allerdings haben wir uns dann online nochmal die möglichen Wanderrouten und Wege angeguckt und der Park ist so lang gestreckt, dass man, um alle Wasserfälle zu sehen, eigentlich zwischen den verschiedenen Park-Eingängen hin- und her fahren muss, eine zusammenhängende Wanderroute gibt es nicht. Im oberen Teil hätte es einen Wasserfall gegeben mit einem 10 Minuten-Walk, unten wären mehrere Wasserfälle über angelegte Holzstege mit kurzen Wegen zugänglich gewesen, im östlichen Teil ein Kaskaden-Wasserfall und die mittleren Wasserfälle hätte man dann wieder mit einem Boot erreichen können. Uns war das aber zu mühsam uns irgendwie eine Route zusammen zu basteln, wo wir zwischendrin nochmal hätten ins Auto steigen müssen und darauf, uns nur den unteren Teil mit den Holzstegen anzuschauen, wo sich alle tummeln, hatten wir keine Lust. Marvin hat dann auf Maps geguckt, ob es irgendwo einen anderen Wasserfall gibt und ist dann fündig geworden und es sah so aus, als könne man dort hinunterlaufen. Als wir dort angekommen sind gab es im Endeffekt einen Aussichtspunkt und eine Laufroute durch die Einöde ins nächste Dörfchen, aber nicht zum Wasserfall selber.

Blick auf Wasserfall und umgebende „Einöde“

Also sind wir weiter Richtung Strand gefahren, nur waren wir mittlerweile an dem Teil der Küste angelangt, an dem auch alle Häuschen nur noch am Hang gebaut werden, weil es vom Meer direkt in die Berge geht. Dementsprechend schlecht kann man dort irgendwo mit einem großen Auto parken und einen Laufweg ohne Höhenmeter war unmöglich und dafür war es uns definitiv zu heiß. Also wurde aus dem ursprünglich geplanten „Wandertag“ eher ein langer Fahrtag und wir sind weiter Richtung Dubrovnik gefahren. Der Weg unten am Meer entlang war aber so schön, dass das Ärgernis mit unseren fehlgeschlagenen Wasserfall-Besichtigungen sofort vergessen war.

Zum Schlafplatz ging es aber wieder ein kleines Stück ins Inland, hier haben wir eine kleine Einbuchtung neben einem Oliven-Hain gefunden. Dort war es super ruhig, lediglich ein Mann kam mit seinem Auto vorbei, der aber keinerlei Problem damit hatte, dass wir dort stehen. Er hat sich gefreut Casper zu streicheln, hat kurz seine Bäume geprüft und ist wieder abgezischt. Als wir dann noch ein Stückchen die „Straße“ (ein Gemisch aus Beton und aufgehäuften Schotter) hochgelaufen sind, kam nach knapp 200 m ein altes kleines Dörfchen. Ein paar der Häuschen scheinen renoviert zu werden, aber wir haben niemanden gesehen. Witzigerweise stand dort aber eine Tafel für einen Wanderweg zu verschiedenen Bunker-Anlagen, den ich am nächsten Tag in Angriff nehmen wollte. Allerdings musste ich nach knapp einem Kilometen in beide Richtungen des Wanderwegs wieder umdrehen, weil die Einheimischen dort Barrikaden aufgebaut haben, die den weiteren Wanderweg versperrt haben, was schade war, aber ich wollte auch niemandem auf die Füße treten und über die Absperrungen klettern.

Zurück am Auto haben wir dann zusammengepackt und einen Platz am Meer angesteuert, damit ich am Strand hocken kann, solange Marvin arbeitet (dekadent, oder?). Auf dem Weg runter haben wir dann auch gemerkt, dass es vielleicht besser war, dass wir uns auf den Weg gemacht haben, denn viele Männer waren in ihren Oliven-Plantagen am Ernten. Die meisten haben nett gegrüßt aber manch andere fanden es glaube eher weniger lustig, dass wir dort hinten rumgefahren sind. Also für die Erntesaison vielleicht nicht der allerbeste Stellplatz, aber so weit haben wir vorher natürlich nicht gedacht. Der erste Platz am Meer (ein öffentlicher Strand) blieb uns dann auch verwehrt, die komplette Straße war eine Baustelle und unbefahrbar. Generell gibt es zu dieser Jahreszeit überall in Kroatien viele Baustellen, vermutlich wird hier alles auf Vordermann gebracht, sobald die Saison vorbei ist und bevor sie wieder anfängt. Am nächsten Platz hatten wir mehr Glück, eigentlich ein Windsurf-Hotspot, aber als wir dort waren total verlassen. Dafür gab es aber auch nicht wirklich Strand, sondern eher Watt und das Meer hat erst ein paar hundert Meter weiter hinten angefangen. Schön war die Aussicht dennoch und nach Arbeit und Frühstück ging es sowieso schon wieder weiter.

Ziel war ein kleiner Campingplatz kurz vor Dubrovnik. Auf dem Weg dorthin sind wir an unzähligen Zitrus-Plantagen vorbeigefahren und über einen Teil der kroatischen Weinstraße, was total malerisch war. Vor allem die Zitrus-Plantagen sahen von oben richtig beeindruckend aus – akkurat angelegt und immer mit einem kleinen Kanal dazwischen.

Die Plantagen von oben, irre, oder?

Von den Weinbergen ging es dann wieder runter an die Küste und geradewegs auf die bosnische Grenze zu – seit Juli 2022 kann man allerdings die 2.3 km lange Pelješac-Brücke nutzen, die auf die kroatische Halbinsel Pelješac führt, von der aus es dann wiederum zurück aufs kroatische Festland geht. Somit ist nun der Süden Dalmatiens auch mit dem Rest Kroatiens verbunden. Auch wenn der Weg über den bosnischen Teil am Meer, der sogenannte Neum-Korridor, sehr kurz ist (knapp 23 km), ist es dennoch ein Grenzübertritt in ein Nicht-EU-Land und natürlich wieder der Rück-Übertritt nach Kroatien. Die Grenzkontrollen, die wegen Kroatiens EU-Beitritt nötig wurden, haben immer Staus verursacht, die teilweise bis zu 2 ½ Stunden dauerten. Gestartet wurde der Bau der Brücke schon 2007 von einem chinesischen Konzern, 2010 wegen Finanzierungsproblemen gestoppt und 2018 wieder aufgenommen – 418 Millionen Euro hat der Ausbau gekostet 360 Millionen davon hat die EU gezahlt. Dafür ist die Brücke aber Maut-frei – im Gegensatz zu Kroatiens Autobahnen, wo man schnell mal einige Euronen liegen lässt. Somit ging es für uns über die neue Brücke und Straßen mit Flüsterasphalt auf die Insel – keinen Kilometer entfernt konnte man auf der linken Seite dann den bosnischen Abschnitt sehen. Zum Glück war Marvin so geistesgegenwärtig gerade noch rechtzeitig unsere mobilen Daten auzustellen, das wäre sonst teuer geworden, das Mobilfunknetz interessiert sich nämlich nicht so ganz für die Landesgrenze.

Nach Brücke und Insel ging der gesamte Weg wieder an der Küste entlang, hier hätten wir wirklich Stunden weiterfahren können, weil es einfach so schön war. Am Camping haben wir dann noch ein Platz mit Meerblick ergattern können, denn trotz Saison-Ende war hier noch einiges los, vermutlich weil es auch einer der letzten offenen Plätze um Dubrovnik war.

Zudem fährt der Bus keine 100 m vom Campingplatz für wenige Euros direkt zur Altstadt von Dubrovnik, wenn man keinen Hund hat – Hunde sind im Bus nämlich verboten. Daher ging es für uns am nächsten Tag mit dem Auto in die Stadt, geparkt haben wir ca. 30 Gehminuten von der Altstadt entfernt am Krankenhaus, weil es hier genug Platz gab und der Parkplatz keine 10€ die Stunde gekostet hat, wie es der Fall für die Zentrumsnahen Parkplätze ist. Der Laufweg war überraschenderweise auch sehr angenehm, ein kleines Stück ging zwar an der Straße entlang, der Rest war aber sehr fußgängerfreundlich ausgebaut. Zudem sind auch die ganzen alten Stadtvillen, die man auf dem Weg passiert aber noch außerhalb der offiziellen Altstadt liegen, sehenswert und der Weg daher auch alles andere als langweilig.

Dubrovnik war zwar definitiv der Ort mit den meisten Menschen, den wir in Kroatien gesehen haben, aber wenn man in der Altstadt die Hauptgassen verlassen hat, war man alleine. Und eine so gut erhaltene Altstadt haben wir beide noch nicht gesehen, wirklich richtig schön und sehenswert – auch wenn man kein Game of Thrones-Fan ist. 🤓

Am nächsten Tag gab es dann frisches Brot vom kleinen Laden in Orašac, bevor wir zum Großeinkauf vor Grenzübertritt aufgebrochen sind. Da wir uns nicht sicher waren, wie die Dichte der Lebensmittelhändler und das allgemeine Angebot in Albanien sein werden, haben wir nochmal einige haltbare Lebensmitteln eingekauft. Dafür haben wir uns natürlich genau die Läden rausgepickt, die nur eine Tiefgarage als Parkplatz hatten. Also haben wir in der Nähe einen freien Parkplatz gesucht und uns nicht viel dabei gedacht, als wir dort geparkt haben. Marvin ist dann mit Casper eine Runde laufen und ich in den Laden und Marvin hatte definitiv den spannenderen Task: nach ein paar hundert Metern hat er sich in einem angelegten, wenn auch verwucherten, Park wieder gefunden, überall geplättelt und dann sind aus dem Dickicht und je näher man dem Meer kam die Ruinen von mindestens drei alten Hotels aufgetaucht. Vor der Zerstörung müssen das mal wirklich schicke Resorts gewesen sein, allerdings haben sie den Bürgerkrieg damals nicht überstanden. Für Lost-Places-Fans wäre das definitiv ein Place-to-be!

Und das sollte nicht der Letzte für den Tag gewesen sein, auf der Suche nach einem Schlafplatz sind wir auf die südlichste Landzunge Kroatiens gestoßen auf der sich ein alter Militärstützpunkt befindet. Auch hier sind alle Gebäude komplett verlassen, die Straßen wuchern langsam zu und so wurde das ganze Areal von Touristen in ein Wild-Camp-Bereich „umfunktioniert“. Zwar patrouilliert hier wohl auch ab und an die Polizei und verteilt dann saftige Strafen, aber im Endeffekt wohnt auf der Landzunge nur noch ein Mann und dem ist es total egal, wenn die Camper da sind (ich habe kurz mit ihm geredet). Daher geht es wohl die meiste Zeit des Jahres ganz gut zum Freistehen. Wir haben uns tatsächlich auch den exponiertesten Platz direkt am alten Hafenanleger ausgesucht aber hatten dafür die ganze Nacht beruhigendes Wellenrauschen und das Meer wirklich direkt vor der Tür. Polizei kam auch keine und auch sonst war es sehr still. Scheinbar haben frühere Besucher nachts Schakale oder Hyänen schreien gehört – dass der nette Bewohner der Insel einfach einen Hund hat, der gerne jammert, wenn er aus seinem Verschlag raus will, verraten wir denen lieber nicht, für die Stimmung der Insel sind Schakale besser geeignet 🤫

Unseren letzten Morgen in Kroatien haben wir dann mit einer Runde Longboard-Fahren an die südlichste Spitze der Landzunge (und somit auch Kroatiens südlichster Punkt) und einem anschließenden Frühstück am Pier verbracht. Definitiv der perfekte Abschluss nach knapp drei Wochen Kroatien.

Zum Abschied gab es diesen schönen Sonnenaufgang

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