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Albanien – Ein Paradies im Müll

Nachdem wir bereits in Theth einige frostige Nächte verbrachten, wollten wir uns am Meer ein bisschen aufwärmen. Hierfür hatte Neele eine Strandbar oberhalb von Durres ausgemacht. Nach etwa 1.5 Stunden Fahrt erreichten wir den, direkt hinter dem Sandstrand liegenden, Parkplatz. Nach kurzer Suche fanden wir (wie sich später herausstellte) den Vater des Bar-Besitzers. Er sprach zwar nur albanisch, jedoch reichte es aus, um zu verstehen, dass wir bleiben können. Sobald auch Casper aus dem Auto stieg, versammelten sich direkt die gesamten lokale Straßenhunde. Auch hier wurde Casper akzeptiert, wodurch er in der Menge nur auffiel, da er der einzige mit Geschirr und Leine war.

Als abends noch der Besitzer der Bar zum Lagerfeuer kam, erzählte er uns, dass er an diesem Tage die Saison beendete. Wir könnten trotzdem so lange bleiben, wie wir wollen! Er zeigte uns, wo die Wasserpumpe und das Licht eingeschaltet wurde, sodass wir es den nächsten Campern zeigen konnten. Erstaunlich waren seine Geschichten vom Sommer, wo bei ihm Menschen verschiedenster Nationalitäten einkehrten und aus der kleinen Bar eine riesige Partyzone wurde. Als er sich verabschiedete, blieben wir mit Johannes und Sonja, sowie einem niederländischen Pärchen, sitzen. Da wir alle bereits etwas gereist sind, folgte eine spannende Geschichte die andere!

Den nächsten Morgen startete ich mit einem kleinen Spaziergang gemeinsam mit Casper. Leider malte der Strand, an welchem wir nächtigten, das Bild Albaniens sehr deutlich: Wunderschönes klares Wasser, mit einem super feinen Sandstrand und gleich dahinter Berge von Müll! Alles, wirklich alles war darunter zu finden. Plastikflaschen und Tüten welche höchstwahrscheinlich vom Meer angespült wurden, aber auch Sofas, Autoteile, Stühle und vieles mehr. Diese Kulisse zeigte sich nicht nur am Meer, sondern zog sich leider durch das gesamte Land. Man kann nur hoffen, dass irgendwann genügend Investitionen in die Infrastruktur für Müllentsorgung getätigt werden, sodass „die volle Pracht Albaniens“ darunter hervorscheint. Nachdem ich etwas geschockt vom Spaziergang zurückkam, sprang ich für eine kurze Abkühlung ins Meer, bevor wir auf einem gestrandeten Tretboot frühstückten. Hier wurde mir wieder einmal klar, dass genau diese Momente es sind, wieso wir unsere Zeit nicht nur mit alltäglichem verschwenden sollten! Für den Abend planten wir wieder ein Lagerfeuer (da man ansonsten auch nicht draußen sein konnte aufgrund der vielen Mosquitos). Dafür suchte ich noch etwas Holz zusammen, während Neele ein Teil vom Strand von Müll befreite. Am Mittag liefen wir zusammen in die nächste „Stadt“. Dort angekommen, stellten wir fest, dass es sich um eine Landzunge mit ausschließlich riesigen Hotels handelte. Auf nachfrage erzählte uns ein Verkäufer, dass hier hauptsächlich die Menschen aus dem Balkan ihren Sommer in 5-Sterne Hotels verbrachten. Da der Weg hin schlussendlich an die 5 Kilometer waren, wollte ich aufgrund der Hitze mit dem Taxi zurück. Einfach und schnell fanden wir ein netten Herren, welcher uns „natürlich liebend gerne“ zurück zur Strandbar fuhr. Selbst Casper mitzunehmen war für ihn kein Problem. Tja, hätte ich nicht vergessen am Anfang einen Preis zu verhandeln, so wäre es sicherlich nicht die teuerste Taxifahrt geworden. Am Ende kostete uns die Fahrt 2000 LEK (ca. 18 Euro). Naja, da musste ich mal wieder etwas Lehrgeld bezahlen. Immerhin hatte der Taxifahrer wahrscheinlich sein Wochenziel erreicht… Am Lagerfeuer abends stießen dann noch einige weitere Camper dazu, so waren wir eine größere Truppe, welche die Wärme unter dem Sternenhimmel genoss. Neele hatte mittags Stockbrotteig gemacht, während ich passende Stöcke suchte und schnitzte. Als sich nach und nach die Leute verabschiedeten, saßen wir mit Sonja und Johannes noch bis spät in den Abend zusammen.

Für den nächsten Tag nahmen wir uns vor, viele Kilometer an der Küste in Richtung Südalbanien zu fahren. Wir hatten uns ein paar Highlights markiert, diese lagen jedoch alle unterhalb von Tirana, weshalb wir 3 Stunden, auf recht guten Straßen, bis hin zu einem Flussbett fuhren. Auf dem Weg und allgemein auf den Straßen Albaniens, sind uns immer wieder Polizeikontrollen begegnet. Spannenderweise hatte nie einer Lust uns zu kontrollieren, sodass wir ungehindert die Strecken genießen konnten. Die Nacht am Fluss konnten wir nutzen, um erstmal die Erlebnisse der vergangenen Tage zu verarbeiten. So viele und lange Gespräche mit anderen hatten wir sehr lange nicht mehr. Der Stellplatz war hierbei das genaue Gegenteil, mitten in der Berglandschaft umringt von nichts außer Schafsherden. Nachdem wir am folgenden Morgen mit Casper spazieren waren, ging es für uns weiter in Richtung Permet, wo kurz hinter der Stadt, natürliche „heiße Quellen“ warteten. Die Anfahrt war recht unkompliziert, so konnte man den Parkplatz bereits einige Meter vorher anhand der vielen Camper ausmachen. Auch hier warteten wieder ein paar Straßenhunde, welche Casper und uns freundlich empfingen. Wir entschieden uns, nicht gleich neben dem Parkplatz in das größte natürlich angelegte Schwimmbecken zu springen, sondern über eine kleine Wanderung weiter hinter in die Schlucht zu laufen. Nach etwas mehr als einer Stunde stiegen wir von der normalen Schotterstraße hinab in die Schlucht. Auf einem steilen Pfad (oder eher einem ausgetrockneten Bach) ging es hinunter bis zum großen Fluss. Dieser selbst war superkalt, während die Quellen weiterhin zwischen 22 und 28 Grad hatten. Zurück liefen wir entlang und durch den Fluss, wobei wir nach etwa 300 Metern an einem einsamen, kleineren Schwimmbecken vorbeikamen. Ich hüpfte trotz des starken Schwefelgeruchs hinein und genoss das warme Wasser. Neele fand die Vorstellung von der lauwarmen Pfütze weniger attraktiv, weshalb sie von außen zusah. Die Nacht verlief ruhig und wir entschieden uns am nächsten Tag Gjirokastra anzuschauen.  

Die Fahrt dorthin führte uns erneut über Permet. Bis dorthin fuhren wir auch nicht nur zu dritt, da kurz hinter den Quellen ein netter älterer Herr dachte, wir wären der öffentliche Bus. In Albanien fahren am meisten kleine Sprinter als „normale“ Busse umher. Daher dachten wirklich viele Leute, wir währen der Bus, der nicht anhält. Aber egal, der Herr erkannte das wir ein Camper waren und war sichtlich überrascht. Da, so wie wir es mit Hand und Fuss verstanden, er in dieselbe Richtung musste, nahmen wir ihn bis Permet also mit. Dort angekommen setzen wir ihn vor der Einfahrt ins Zentrum ab und gingen noch schnell Tanken. Mit etwas mehr Sprit im Tank ging es dann durch viele Kurven auf die Landstrasse Richtung Gjirokastra. Dort angekommen parkten wir nahe dem Zentrum auf einem großen Platz. Wir schlenderten ins Zentrum (vorbei an einer rießigen Baustelle) und sahen uns die alten Häuser an. Auf dem Rückweg kehrten wir noch bei einem netten Restaurant ein und gönnten uns einen kleinen Snack. Spannend zu sehen war, dass Casper hier von den meisten als hübscher und toller Hund gesehen wird. Das hatten wir in anderen Ländern, in denen viele Zuchthunde leben, anders erlebt. Dort wurde Casper meist nur komisch angeschaut statt gestreichelt und belächelt. Kurz bevor wir zurück beim Auto waren, hatten wir noch die Chance einen Blick auf die Baustelle zu werfen. Hierbei erkannten wir, dass einfach mitten im Zentrum von der Stadt ein riesiges Parkhaus in den Berg gegraben wurde. Dementsprechend müssen während der Saison wohl einige Touristen die schöne Stadt besuchen. Wer kanns ihnen verübeln, wir fanden es auch echt toll.

Für den Samstag war seit 5 Wochen erstmals wieder Regen angesagt. Laut Wetter-App auch nicht nur ein bisschen, sondern mit Sturm und Gewitter. Also suchten wir uns zwischen Butrint und Gjirokastra einen gut geschützten Stellplatz, auf welchem wir zwei Nächte stehen könnten. Oberhalb des kleinen Dorfes „Finiq“ wurden wir fündig, dort gab es eine Ausgrabungsstätte mit ein paar Parkplätzen. Wir reisten Freitag an und schauten uns das „Freilichtmuseum“, sowie die vielen kleinen Bunker an. In der Hochsaison kostet der Besuch wohl auch Eintritt, jedoch war an den drei Tagen, die wir dort standen, kein Mensch weit und breit. Der Samstag verlief dann wie in der App beschrieben, es wechselten sich Regenströme mit Blitzen und Hagel ab. Zwischendurch versuchten wir mit Casper spazieren zu gehen, wurden jedoch trotzdem vollständig durchnässt.

Am Sonntag ging es dann nach überstandenem Sturm (Namens „Eva“ wie wir später erfuhren) weiter Richtung Butrint. Dort wollten wir uns zum Abschluss unserer Tage in Albanien die Ausgrabungen der Stadt anschauen. Für 10 Euro pro Person kann man auf dem Gelände des Parks alle ausgegrabenen Gebäude bewundern. Ein bewundernswerter Mix aus verschiedenen Kulturen. Klassische Badehäuser und Viadukte der Römer sowie Burgen und Stellungen aus der Antike. Wir verbrachten ein bisschen mehr als eine Stunde innerhalb der Stadtmauern, ehe wir entlang des Butrintsee zurück in Richtung Gjirokastra fuhren. Da wir alle unserer Punkte gesehen und besucht hatten, entschieden wir am selben Tag noch nach Griechenland einzureisen. Hierzu mussten wir jedoch zurück in die Berge von Albanien. Wir entschieden uns für einen kleinen Umweg, da dort eine neue große Straße bis kurz vor Gjirokastra führte. Der Umweg lohnte sich, so umgingen wir einige Kurven, wodurch wir etwas mehr Kilometer in kürzerer Zeit machen konnten und auch Casper war die Fahrt wesentlich weniger aufgeregt. Über die Landstraße ging es dann bis ans Ende von Albanien, wo erneut eine kurze Autoschlange vor uns wartete. Eigentlich würde das Kontrollieren der Autos sicherlich keine 5 Minuten dauern, jedoch werden bei der Ausreise einige Autos genauer betrachtet. Das geschieht jedoch nicht NEBEN der Durchfahrtsstraße, sondern direkt darauf. Dadurch müssen alle gemeinsam warten und dem Vordermann zuschauen. Naja, auch wir stellten unser Auto dem netten Beamten vor, dieser war am Ausbau sehr interessiert und endete das Gespräch mit einem Lob 😊

Nun Stand die Einreise nach Griechenland bevor. Hierfür, wir erinnern uns, hatten wir in Kroatien extra 2 Wochen auf Testergebnisse gewartet. Doch wie es sich herausstellte, interessierte die Griechen so rein gar nichts, nicht mal Caspers Ausweis oder der Inhalt unseres Autos. Nach 30 Sekunden waren wir auch schon wieder in die EU eingereist! Für uns war es ein Ankommen in einem Land, welches wir uns sehr genau anschauen möchten, da wir den gesamten Winter dort planen zu verbringen. Mal schauen was uns erwartet!

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2 Kommentare

  1. Hi Nele und Marvin,
    So, jetzt haben wir es auch mal Geschäft auf Euren Blog zu kommen. Ist echt super interessant. Dann heißt es jetzt also überwintern in Griechenland, top. Wir werden Euch jetzt öfters verfolgen 😉.
    Gruß aus dem Naßkalten Kürnberg.
    Thomas und Ute

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