|

Ein facettenreiches Programm und viele Kilometer

Zombie-Apokalypse in Belgien?

Der erste Eindruck von Belgien: schlechte Straßen, Industrie, nicht wirklich schön – aber man sollte sich halt auch nicht von dem Ausblick der Schnellstraßen beeinflussen lassen. Denn kaum haben wir die Schnellstraße verlassen, um zu unserem auserkorenen Übernachtungsplatz zu kommen, ist auch hier die Natur super schön. Wir standen am Ende von einem kleinen Örtchen auf einem kleinen Waldplatz, der super idyllisch lag. Und da das Frei stehen ja offiziell erlaubt war, hat es sich auch nur noch ein bisschen seltsam angefühlt (irgendwelche Hintergedanken hat man halt doch noch 🙂 ). Am nächsten Morgen konnten wir direkt in die Lauf-Runde mit Casper starten. Bis auf einen kleinen Weg-Abschnitt über eine vermutliche Militär-Straße, die extreme Zombie-Apokalypse-Vibes ausgestrahlt hat, war es auch ein wirklich schönes Gebiet. So schön der Platz auch war, waren Casper dort zu viele fremde Hunde in „seinem“ Gebiet und wir wollten sowieso das Schloß „Jehay“ anschauen und dann weiter Richtung Küste.

Am Schloß angekommen, war schon einiges los, obwohl das Hauptgebäude immer noch saniert wird. Da die Website nur von „tolerierten“ Service-Hunden schrieb, bin ich (Neele) erstmal vorgegangen um nachzufragen – aber alles kein Problem, der Hund darf mit. Und wir Menschen haben stolze 9.50€ Eintritt gezahlt, da wir gekonnter Weise wohl direkt zum Blumenmarkt das Schloß angucken wollten. Das und die ausgetragene Hochzeit in der Schloß-Kapelle hat dann auch den Andrang auf das verhältnismäßig kleine Schloß erklärt. Der Blumenmarkt war für uns wegen Platz-Beschränkungen eher minder interessant, das Schloß war aber wirklich sehr schön. Man kann erahnen, dass es noch um einiges beeindruckender ist, wenn das Hauptgebäude fertig saniert ist. Zudem war für uns wegen Casper auch der Garten das Hauptziel, der wirklich super schön angelegt ist, und ich hab in meinem Leben noch keine so großen Hecken gesehen! Wir würden sagen, dass Schloß ist auf jeden Fall einen Besucht wert – wenn man nicht während dem Blumen-Festival geht, zahlt man wegen Sanierung zur Zeit auch eigentlich nur 2.50 € Einritt… Nach dem kleinen Abstecher ging es für uns dann weiter Richtung Anhée.

Auf dem Weg haben wir uns dann noch völlig überteuertes AdBlue aus dem Kanister gegönnt, die Straßen waren nicht immer besser, aber die Wege übers Land dann doch viel schöner als die Autobahnen initial vermuten lassen (wer hätte denn auch das gedacht). Aber wir beide mussten bei der Fahrt dauerhaft für unsere Mitmenschen mitdenken, ein bisschen Harakiri waren irgendwie alle unterwegs. Um das ganze abzurunden, sollte uns der Minder-Druck auf den Wasserleitungen vom letzten Camp-Spot in Luxemburg dann noch zum Verhängnis werden – unser Wassertank war nämlich leer und keine Wasser-Station auf dem Weg. Bis wir dann einigermaßen in der Nähe eines Campings waren, hatte der auch schon Feierabend, heißt der Rest im 8L Volvic Kanister musste für den nächsten Tag reichen. Der erste Stellplatz den wir angesteuert hatten, war dann auch besetzt – der nächste aber zum Glück nicht weit weg mit angeblichem Platz für 4-5 Camper – die Nacht haben wir mit mindestens 12 anderen Campern auf einem Art riesigen grünen Wendehammer am Ende eines Dorfes verbracht und es wäre sicher nochmal Platz für 5 Camper mehr gewesen, ohne dass man dicht an dicht hätte stehen müssen. Das Frei stehen wird hier auch vor allem von den Belgiern selber genutzt und gefördert- uns hat’s gefallen 🙂

Am nächsten Tag sind wir nach einem gemütlichen Morgen zu „Les Jardines d’Annevoie“ aufgebrochen, der Grund wieso wir nach Anhée wollten. Seit 250 Jahren laufen in besagtem Garten diverse Wasserspiele nämlich komplett ohne Maschinerie, nur basierend auf natürlichem Wassergefälle. Umsonst gibt’s natürlich nichts, daher haben wir hier ganze 9.50 € pro Person gezahlt (der Preis ist auch leider immer so) – aber auch hier durfte der Hund wieder umsonst mit rein, was ich doch sehr erstaunlich und schön finde. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das in Deutschland erlaubt wäre – die Hundefreundlichkeit des Nachbar-Landes scheint hier demnach gleichermaßen vertreten zu sein. Und lassen wir den Eintrittspreis mal außen vor, wir sind mittlerweile in einem ziemlichen Touri-Gebiet und der Garten ist auch wirklich sehr schön angelegt und gepflegt. Und dass die ganzen Wasserspiele wirklich ohne Maschinen laufen (wir haben in manche versucht rein zu spicken) ist wirklich beeindruckend. Wenn jemand den Rasen für mich mähen und sich um die Blumen kümmern würde, würde ich auch nicht unbedingt „Nein“ zu so einem Garten sagen. Nach dem kurzen Stopp in einem gefühlt anderen Jahrhundert, ging es für uns dann wirklich an die Küste.

Ahoi Knokke-Heist! An der Küste und in Flandern ist frei stehen leider nicht mehr toleriert und es kann saftige Strafen geben, wenn man sich nicht daran hält. Und da wir irgendwie seit Start noch nicht wirklich zur Ruhe gekommen sind, haben wir uns einen offiziellen Stellplatz gesucht und sind in Knokke gelandet, wo wir für 3 Nächte bleiben wollten. Zugegeben, so ein Camp direkt am Meer wäre schon schön gewesen, aber wirklich frei und mit gutem Gewissen bezahlbar war dann leider doch nichts mehr. Zudem kann man von Knokke mit dem Zug nach Brugge und die halbe Stunde Spaziergang zum Strand sollte ja auch noch machbar sein. Angekommen musste Casper noch eine kleine Runde laufen und wir haben gemerkt, dass wir bei den nächsten Stellplatz-Suchen wohl auch ein bisschen mehr auf hundefreundliches Umgebungs-Terrain achten sollten. Der Stellplatz war gefühlt mitten in der Stadt/Wohngebiet und Gassi-Wege Mangelware. Wir sind dann aufgebrochen zu etwas, das für uns aussah wie der nächst gelegene Deich. Der Weg ging mitten durchs Wohngebiet, erst hat uns ein Aldi in Containern mehr als verwirrt, bevor wir dann in eine Bonzen-Gegend gelangt sind, wie wir so noch nicht gesehen haben. Es hat sich angefühlt, als wäre man direkt in einer Serie á la Desperate-Housewives gelandet. Die schicksten Wohnungen und Häuser, die Hälfte des Gebietes noch im Bau, aber die Pracht-Bauten schon zu erahnen. Neighbourhood-Watch auf den Straßen, durchgestrichene GPS-Straßenschilder (sind uns nicht ganz sicher, ob das bedeutet, dass die Straßen noch nicht im GPS sind oder dort auch nie erscheinen werden…?), Designermöbel in den Innenräumen und der Deich kein Deich sondern der Wasserski-Park – scheint hier in der Nachbarschaft wohl der „Nationalsport“ zu sein. Irgendwie scheint unser Trip bisher eine live „Show me your-Dreamhouse“-Serie zu sein – aber macht irgendwie Spaß sich solche Bauten anzuschauen. Aber allzu lange sind wir nicht stehen geblieben und Fotos machen haben wir uns nicht getraut – hatten Angst aufs Radar der Security zu kommen.

Am nächsten Tag sind wir dann nach Brugge aufgebrochen – dort wollten wir ursprünglich mal vor ein paar Jahren Silvester feiern, sind dann aber nie hingegangen, daher war jetzt unsere Chance. Von Knokke kann man einfach innerhalb 30 Minuten mit dem IC direkt rein fahren und spart sich dadurch die Parkplatz-Suche, also wirklich entspannt. In Brugge angekommen war es aber tatsächlich irgendwie weniger entspannt. Trotz keiner Ferienzeit und unter der Woche, war die Hölle los. Autos dürfen unter der Woche zudem in Brugge durch die kleinsten Straßen fahren und Rücksicht auf andere zu nehmen war dort irgendwie auch nicht so Programm. Aber Charme hat das Städtchen definitiv, während es in andere Städten die Altstadt separat gibt, ist Brugge einfach im Ganzen eine Altstadt und all die alten Fassaden in Kombination mit den Kanälen wirken einfach super schön. Da Stadtbesichtigungen mit Hunden aber sowieso semi-entspannt sind, hat für uns der eine Tag gereicht – vermutlich haben wir aber auch nur ein Bruchteil von dem gesehen, was es zu entdecken gibt. 🙂

Casper das erste Mal am Meer

Strandtag! Für uns ging es endlich ans Meer – zu Fuß vom Stellplatz aus durch die Flaniermeile von Knokke runter zur Strandmeile, wo sich eine Strandbar an die andere reiht. Die unzähligen Sitz-Lounges, die vermieteten Strandhütten und die ganzen Läden lassen einen schon vermuten, was hier in der Hoch-Saison los ist. Heute war aber so gut wie nichts los und für uns ging es erstmal knapp 4 km, bis wir an den Strandabschnitt kamen, an dem Hunde runter ans Wasser dürfen. Und dann war es soweit – endlich wieder Meerluft schnuppern und Caspers erstes Mal am Meer, durch Sand rennen, Quallen anschnuppern und die vetrockneten auffuttern – wir glauben ihm gefällt das Strandleben ganz gut. Eigentlich sollte der Tag mit Moules Frites abgerundet werden, aber mittags um drei bekommt man die nirgends, stattdessen gab es die wohl schlechtesten Pommes in der einzigen Frituur, bei der wir was zu Essen bekommen haben. Aber egal, das Meersalz im Haar hat darüber hinweg getröstet. Und mit dem Tag ging auch unser letzter Tag in Belgien zu Ende, denn am nächsten Tag sollte es schon weiter gehen Richtung Niederlande.

Niederlande – wir hatten überlegt, nochmal zurück ins Inland zu fahren, um die Niederlande etwas ausgiebiger zu erkunden – denn alle die wir kennen, sind eigentlich immer sehr begeistert. Aber erstens ist frei stehen in der Niederlande ein No-Go und, sollte man erwischt werden, noch kostspieliger als in Belgien an der Küste. Zweitens hatten wir keine Lust auf Campingplatz und das auch noch während Pfingsten und drittens kribbelte es uns schon in den Zehen, wenn wir nur an Skandinavien denken. Daher haben wir uns dann doch recht schnell entschieden, durch die Niederlande „nur“ Kilometer zu machen. Wir sind aber am Meer entlang gefahren, was wirklich eine schöne Route war, haben in Domburg einen Halt und nochmal einen schönen Strandspaziergang gemacht. Das Meer und der unglaublich feine Sand hier hätten uns fast zum längeren Verweilen eingeladen, aber die Parkuhr ist um 18 Uhr abgelaufen und da innerorts das Tages-Ticket 50 € kostet, wollten wir nicht raus finden, was der Strafzettel so in sich hat. Die Nacht haben wir in Leer verbracht, am nächsten Tag sind wir kurz vor die deutsche Grenze gefahren, wo wir einen schönen Stellplatz am Yachthafen am See hatten, bevor es dann auch schon weiter Richtung Flensburg ging. Ursprünglich war der Weg in zwei Etappen geplant, damit Casper nicht so viele Stunden im Auto sitzen muss und das Pfingstwochenende den Stau garantieren würde. Angefangen hatte der Weg nämlich schon mit 40 Minuten Stau direkt nach der Grenze und einer Umfahrung bei Bremen wegen Unfall. Da Casper aber so super mitgefahren ist und der Stau im Elbtunnel am Samstagmorgen 100% garantiert war, haben wir einen Zwischenstopp zum Abendessen kochen und einen großen Spaziergang gemacht, bevor wir dann doch noch die zwei Stunden nach Flensburg gefahren sind. Und das war die absolut richtige Entscheidung – wir sind komplett ohne Stau um 23 Uhr mutterseelenallein an einem Stellplatz im Dörfchen kurz vor Dänemark angekommen und wussten: morgen geht es ab nach Schweden!

Ähnliche Beiträge

2 Kommentare

  1. Hallo ihr Lieben,
    die Hecke wäre doch was für Willy😊
    Kann er sich kostenlos abholen.💶
    Er muss die Hecke nur selbst ausgraben 😀

    Liebe Grüße und weiterhin gute Fahrt 🚘
    Beate

    1. Hallo Beate,

      da hast du Recht, da haben wir noch gar nicht dran gedacht 😄 Muss er nur einen großen Spaten mitbringen… 😂

      Liebe Grüße aus mittlerweile schon Schweden 😊

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert