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Hej Sverige!

Unser erster Stellplatz in Schweden

Oh du schönes Schweden, wir haben uns schon so auf dich gefreut! Und jeder einzelne Kilometer und Stau waren es wert. Seit dem 04.06. sind wir tatsächlich da. Morgens sind wir eine große Runde mit Casper laufen gegangen, da die nächsten 4 Stunden Auto fahren angesagt war und das ohne Zwischenstopp, denn die Dänen haben es nicht ganz so mit Hunden (zumindest laut Internet-Recherche) wie die bisherigen Länder. Es gibt eine mehr oder minder große Liste der verbotenen Hunde in Dänemark, auch Mischlinge der Rassen dürfen nicht einreisen – nur durchreisen, und auf dieser netten Liste steht auch ein Kangal. Und da ein Polizei-Beamter in Dänemark beurteilen darf, ob dein Hund ein „Listenhund“ ist und Casper kangalische Züge in seinem Äußeren aufweist und wir auch nicht das Gegenteil beweisen können, wollten wir kein Risiko eingehen (im schlimmsten Fall dürfte der Hund eingeschläfert werden, aber das ist dann doch eher ein unwahrscheinliches Szenario). Aber Casper hat super durchgehalten, die Strecke war schön frei und so sind wir über die Storebæltsbroen und Öresundsbron eingereist und am frühen Nachmittag im Skrylle Naturreservat mit strahlendem Sonnenschein angekommen.

Ausschnit der Wanderkarte im vergleichsweise kleinen Natur-Reservat

Und direkt hier hat man auch schon wieder gesehen, wieso wir Schweden so toll finden – die Naturreservate sind unglaublich schön mit den ganzen bemoosten Bäumen und Böden und eigentlich auch immer super schön „angelegt“. Überall gibt es kleine Holzstege über Bächlein, Info-Points, die über die Natur informieren, Mülleimer, Toiletten, angelegrte Grillplätze… am Haupteingang des Naturreservats gab es dann sogar noch einen Outdoor-Fitnessbereich. Rein von der Infrastruktur war dieses Reservat wirklich extrem gut ausgebaut, der Hauptweg hatte sogar solarbetriebene Laternen, aber die „Basics“ (Info-Point, Toilette, Mülleimer, Zeltplatz, Grillstelle) findet man eigentlich in jedem Reservat oder Nationalpark, je nach Umgebung halt mehr oder weniger verdichtet. Und klar liegt hier auch mal Müll rum, Idioten wird es immer geben, aber gefühlsmäßig deutlich weniger als es teilweise in Deutschland der Fall ist, und wir glauben, das liegt einfach mitunter daran, dass die Reservate so gepflegt und ausgestattet werden. Für uns einfach immer wieder schön zu sehen, dass die Natur trotzdem geschützt wird, obwohl der Mensch natürlich eingreift mit der Errichtung von der Infrastruktur. Dazu muss man aber auch sagen, dass in den größeren Nationalparks mit geschützen Naturgebieten dann auch keine Mülleimer oder Toiletten mitten drin stehen sondern meist nur am Parkplatz – den Müll nimmt man unterwegs einfach mit und kann ihn dann am Parkplatz (in den meisten Fällen mit Mülltrennung) entsorgen. So viel dazu, übernachtet haben wir dann auf einem kleinen Besucherparkplatz mit noch einem anderen Wohnmobil, ein sehr schöner Start in eines unserer Lieblingsländer.


Oh, Schweden!

Waschtag! Für uns war es dann auch schon Zeit das erste mal zu waschen, lag eventuell daran, dass einer von uns klamottentechnisch vielleicht etwas zu leicht betucht ist, man weiß es nicht. Über die überall benutze Park4night App haben wir dann einen Stellplatz mit Waschmaschine gesucht und haben uns einfach mal den mit den besten Bewertungen rausgesucht. Der Stellplatz gehört zu einem kleinen Bed & Breakfast und die Besitzer sind, wie in der App beschrieben, wirklich super nett. Man steht auf einer kleinen Wiese mit bis zu 7 anderen Campern und der See ist ca. 200 m zu Fuß weg. Bis am Nachmittag haben wir uns gewundert, wo denn alle Urlauber sind, schließlich ist schon Beginn der Hochsaison in Schweden – aber am Abend war der Stellplatz dann voll, hat uns aber nicht gestört, da wir den äußersten Platz ergattert haben. Wir konnten in aller Ruhe die erste Wäsche waschen, bei herrlichem Sonnenschein super schön um den See spazieren und am Abend gab es leckeren Melonen-Salat. Am nächsten Tag wollte Marvin dann arbeiten, am Stellplatz gab es WiFi, was uns da zugute kam – aber irgendwie wollte niemand zum Meeting kommen… Tja, Feiertage bedeuten auf Reisen halt tatsächlich nichts. 😅 Der Montag kam dann auch mit minder gutem Wetter, daher gab es einen entspannten Tag im Auto, mit ein bisschen Blog schreiben, Wäsche fertig machen und arbeiten.


Ausblick neben dem Dixie-Klo auf dem Parkplatz

Leider hat unser 240 V Konverter irgendeinen Defekt erlitten, weshalb er unablässig lüftet, was auf so kleinem Raum eine ziemliche Lärm-Belästigung darstellt – der Dienstag wurde daher erst einmal dafür verwendet, einige Werkstätten abzuklappern, ob uns jemand den Defekt erklären oder beheben könnte und um noch andere kleinere Besorgungen zu machen. Am Abend sind wir dann auf einem schönen Wanderstellplatz am See gelandet, den wir dann noch umrundet haben, bis es am Abend ordentlich zu regnen angefangen hat.

Ausblick vom Steg bei der See-Umrundung genießen

Der Regen hat auch erst einmal bis 10 Uhr am Folgetag nicht aufgehört – die ganze Regenfront hat sich am Meer immer wieder neu gebildet und über uns abgeregnet. Da wir aber sowieso zum Danska Fall wollten, sind wir ein kleines Stück weiter ins Inland nach Simlångsdalen gefahren, um dort wandern zu gehen. Und hier hat uns der Regen zum Glück auch verschont. Unsere 12 km Tour hat uns dann über kleine Waldpfade durch zwei Natur-Reservate vorbei am Danska Fall und unzähligen Heidelbeer-Sträuchern geführt (leider ist Erntezeit erst Juli/August). Am Auto zurück hatten wir dann ziemliche Lust auf einen Kanelbulle (Zimtschnecken, und auch alles andere mit Zimt wie z.B. Knäckebrot, noch so ein Grund Skandinavien zu lieben), außer einem kleinen Supermakt gab es aber nichts wirklich vielversprechendes im Städtchen. Daher sind wir weiter gefahren – und nach ca. 15 km kam dann tatsächlich mitten auf der Landstraße eine Wegweiser zu einem „Egg & Begeri“ drive in „Alltid öppet“ – wir wurden erhört! Natürlich sind wir direkt abgebogen und zum Glück hatten wir ein paar Kronen Bargeld dabei. Denn im Normalfall zahlen die Schweden alles mit „Swish“, sowas wie unser „Paypal“, aber leider obliegt das Recht „Swish“ zu nutzen nur Menschen mit schwedischer Telefonnummer und Konto. Naja, dann mussten halt knapp 10 € auf den Kopf gehauen werden – Zimtschnecken waren auf jeden Fall dabei, leider aber auch Kekse ummantelt mit Lakritz-Streuseln (auf Google Translate wurde während dem Einkauf ausnahmsweise mal verzichtet), wie Marvin nach dem ersten Biss schmerzhaft erfahren musste, schließlich sahen die Dinger aus wie Schoki-Streusel. Aber mal ehrlich – welcher satanistische Mensch erfindet denn auch so etwas wie Lakritz-Streusel? Und wer macht die dann auch noch auf Gebäck? Naja, was soll’s, die Zimtschnecken dafür waren super lecker und lakritzfrei – klare Empfehlung von uns, solltet ihr mal an Vrå vorbei kommen. Die Nacht haben wir dann nahe Värnamo verbracht, auf dem Parkplatz eines großen Outdoorgebietes, aber auch direkt an einem kleinen Weiher und mit super sauberen Toiletten im angrenzenden Park.


Elchkuh oder umgekippte Wurzel?

Store Mosse Nationalpark – Schwedens grösstes zusammenhängendes Moorgebiet südlich von Lappland. Das wollten wir uns natürlich anschauen, von Värnamo sind wir noch knapp 20 Minuten gefahren. Es gibt zwar auch einen Stellplatz direkt am Haupteingang des Nationalparks, der aber etwas unschön direkt an der Landstraße liegt und nicht so toll bewertet war. Zudem ist jeder Parkplatz im Store Mosse mit „Achtung Dieben“ gekennzeichnet – natürlich will das nichts heißen, die klauen auch dort, wo keine Schilder warnen, aber für uns war es schon Aufregung genug Herbert tagsüber für die 4 Stunden-Wanderung allein zurück zu lassen. Nach den ersten Metern war die Angst aber auch schon wieder vergessen, wenn man sich in Schwedens Natur befindet, vergisst man beim Staunen gerne die anderen Sorgen. Das Gebiet ist mit etlichen Holzstegen ausgestattet, da es mitten über das Moor führt. Zwischendrin werden die Holzstege von super weichem, mit Tannennadeln übersätem Waldboden abgelöst. Die Vegetation ändert sich von kleinen, dürren Bäumchen direkt im Moor über große Nadelbäume im Wald mit Heidelbeerstäuchern soweit das Auge reicht bins hin zu savannenähnlichen, knorrigen Bäumen angrenzend an den Wald, im vermutlich früheren Moorgebiet. Das Moor ist das Zuhause für diverse Vogelarten, aber auch für den Elch! Und den haben wir (unserer Meinung nach) auch tatsächlich nach dem ersten Kilometer entdeckt – okay unsere Handy-Kameras haben einen grenzwertigen Zoom, aber ihr könnt euch ja selber ein Bild machen, ob wir uns getäuscht haben oder nicht? Auf jeden Fall steht jetzt ein Fernglas auf der Einkaufsliste, damit wir euch das nächste mal mit 100% iger Überzeugung von einer Sichtung berichten können. Die Wanderung war wirklich schön und ist, mal abgesehen von der Distanz, auch gut machbar mit ungefähr 0 Höhenmetern und recht ebenem Untergrund. Casper ist zwar lieber auf dem Waldboden als auf den Stegen gelaufen und auch das Umschauen war auf dem Waldboden etwas einfacher, auf den Stegen sollte man sich lieber auf die Füße konzentrieren wenn man nicht im Moor landen will, aber an sich ein sehr schöner Nationalpark. Auf zwei ausgewiesenen Zeltplätzen oder Hütten darf man auch übernachten. Auf unserer Route gab es auch zwei Frischwasserstellen, allerdings sehr knapp hintereinander, daher am besten gleich genug trinken und unbedingt eine Kopfbedeckung einpacken – auf dem Moor gibt es keinen Schatten. Und wie oben bereits ewähnt, wurde hier auch nur so weit wie nötig in die Natur eingegriffen, Müll-Enstorgung und Toiletten daher nur an den Parkplätzen.


Dort zuhause, wo wir parken

Einsam im Wald – okay, zugegeben so einsam ist man hier im Wald in der Regel nicht, da viele, viele Naturliebhaber mit ihren Campern einen behaglichen Platz in der Natur suchen, aber es fühlt sich definitiv so an, weil sich in den seltensten Fällen jemand direkt neben einen stellt, sondern jeder die Privatsphäre der anderen duldet. Und es fühlt sich an, wie richtig in Schweden ankommen. Genau solche Plätze, an dem wir uns am Donnerstag wieder gefunden haben, machen das Reisen nach Skandinavien so besonders. Während in Deutschland an eigentlich jedem Waldweg die Zufahrt für Autos verboten ist, ist das in Skandinavien die Ausnahme und meistens nur für Natur-Reservate oder Nationalparks der Fall. Was dich hier am meisten beschränkt mitten in die Natur zu fahren, ist dein eigenes Auto. Wir trauen unserem Herbert zwar kein Offroad zu (was wohl auch am meisten an unserem eigenen Ausbau liegt) – aber Schotterstraßen meistert er bisher super. Und da stehen wir, auf einer kleinen Lichtung im Wald mit direktem Blick über den See, zünden das Feuer in der Feuerschale an und sind einfach unglaublich glücklich und die ganze Kulisse irgendwie surreal. Und wir hoffen, dass durch den Respekt aller, die solche Plätze nutzen und so viel Freiheit genießen dürfen, Skandinavien noch ganz lange die Waldstraßen für alle offen lässt.

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