Καλημέρα Ελλάδα!
Okay, zugegeben, wir können kein Griechisch außer vielleicht Kalimera, Kalispera und mittlerweile auch yassas (ich entschuldige mich hiermit schon für die falschen Schreibweisen) – aber wir sind sowas von bereit für Griechenland! Und diesmal meinen wir bereit auch wortwörtlich: Wir hatten die ganze Reise lang keinen so genauen Plan, wie wir ihn für Griechenland haben und das liegt nicht etwa daran, dass wir unseren Modus Operandi geändert haben, sondern einzig und allein an unserem persönlichen Reise-Guide Angelos. Angelos ist ein Freund von uns und, wer hätte es gedacht, er ist Grieche und hat sich die Zeit genommen uns diverse Highlights rauszusuchen, die wir definitiv anschauen sollen und ist immer noch fleißig dabei. Und anhand dieser Highlights planen wir unsere Route.
Gestartet hat die Reise natürlich am Grenzübergang – während am albanischen Grenzübergang nochmal alle Dokumente geprüft und das Auto abgeklopft und begutachtet wurde, wollte 500 m später am griechischen Grenzübergang eigentlich keiner irgendwas wissen. Kurz unsere Pässe vorgelegt und schon ging es weiter – Caspers Papiere waren gänzlich uninteressant, verstehe schon, warum sich einige Leute im Ausland einfach einen Hund von der Straße ohne Papiere einpacken. Aber uns soll es recht gewesen sein, somit war der Grenzübertritt schnell erledigt und wir waren wieder in der EU. Da wir zeitlich so gut dabei waren, haben wir auch beschlossen direkt nach Ioannina weiterzufahren, dort hatten wir nämlich am nächsten Tag ein Date mit dem Waschsalon geplant. Übernachtet haben wir in dem kleinen Dörfchen Lingiades oberhalb von Ioannina. Von hier hat man einen wunderbaren Blick über den Pamvotida-See und Ioannina selber und wir durften noch einen wunderschönen Sonnenuntergang sehen.
Wie es der Zufall so wollte, befand sich oberhalb des Parkplatzes eine Bar, in der wir dann am Abend essen gegangen sind, zwar gab es kein „typisch griechisches“ Essen, dafür aber eine riesige Portion French-Toasts für Neele und normale Toasts für Marvin mit Chips als Beilage (irgendwie macht man das in jedem anderen Land als Deutschland so, verstehen wir gar nicht). Das Ganze kam inklusive tierischer Begleitung – ob der Hund wohl des Öfteren erfolgreich im Betteln ist? 😉
Am nächsten Tag ging es dann ins Zentrum von Ioannina, Marvin hat gearbeitet und ich war im Waschsalon (wie klischeehaft). Am Mittag haben wir dann Ioannina erkundet und sind mit der Fähre auf die „Nissáki“, was so viel wie „Inselchen“ bedeutet, gefahren. Hier leben knapp 100 Menschen auf der einen Hälfte der Insel, während die andere Hälfte aus Wald und Klöster besteht. Die Insel haben wir dann einmal umrundet, was zu Fuß keine Stunde dauert und uns vor Abfahrt des nächsten Bootes noch eine Waffel aufschwatzen lassen. Die Waffeln haben dann aber doch länger in der Zubereitung gedauert, dass wir es erst aufs übernächste Boot geschafft haben, dafür aber mit 5 Kilo extra Nutella im Bauch. Casper hat sich insgeheim darüber gefreut, denn so konnten wir mit dem größeren Schiff fahren und er die Bootsfahrt so richtig genießen.
Noch am Abend sind wir weiter in den nahe gelegenen Vikos-Aoos Geopark gefahren. Hier haben wir direkt neben einer der vielen Steinbrücken übernachtet, die hier überall noch sehr gut intakt sind. Von hier aus sind wir am nächsten Tag zu der dreibogigen Plakida-Kalogeriko-Brücke gelaufen. Der Hinweg ging oberhalb der Schlucht entlang, während der Rückweg für uns durch das Flussbett ging, was zurzeit total ausgetrocknet ist. Also sind wir über Stock und Stein durch eine Schlucht zur nächsten Brücke gelaufen und ich muss sagen, dass Schluchten (genauso wie Wasserfälle) einfach immer beeindruckend sind, egal wie viele man schon gesehen hat. Bei der Kokkoros-Brücke sind wir vom Flussbett wieder auf die Straße gewechselt und das letzte kurze Stück zurück zum Auto gelaufen, theoretisch könnte man über das trockene Flussbett auch noch zu diversen der anderen Brücken gelangen. Generell ist die gesamte Wanderkarte für den Park sehr groß, das Coolste an der Karte fanden wir aber, dass sie sogar in Blindenschrift abgedruckt war. Das haben wir so bisher noch nie gesehen, finden es aber richtig gut. Das ganze läuft unter dem Motto „Accesible tourism 4 all“ und wir hoffen, dass das überall nach und nach implementiert wird.
Für uns ging es dann mit dem Auto über viele Kurven weiter zu einem Aussichtspunkt – hiervon gibt es zwei Stück, von denen man einen Wahnsinns-Blick in die Vikos-Schlucht hat. Wir haben uns für den mit etwas weniger Kurven entschieden, aber beide Aussichtspunkte haben gemeinsam, dass es vom Parkplatz keine 200 m sind, bis die Natur einem wieder eines ihrer Wunder zeigt.
Da der Parkplatz eher nur ein kleiner Wendehammer und ziemlich frequentiert war, haben wir beschlossen uns woanders ein Platz zum Übernachten zu suchen. Wir sind dann auf ein Rafting-Unternehmen gestoßen, welches gerade dabei ist, eine Art Campingplatz zu bauen, diesen aber zurzeit noch kostenlos mit Dusche & Klo zur Verfügung stellt. Dort angekommen haben wir eher aus Spaß gefragt, ob sie momentan noch Rafting-Touren anbieten, weil wir bisher keinen Fluss mit Wasser gesehen haben. Aber es hat sich rausgestellt, dass täglich noch Touren stattfinden und wir direkt am nächsten Morgen mitkönnen.
Das haben wir uns natürlich nicht nehmen lassen und sind daher am nächsten Morgen auf dem Voidomatis-Fluss (oder auch Fluss von Vikos) raften gegangen. Okay „raften“ ist vielleicht übertrieben, der Fluss hat einen extrem niedrigen Wasserstand, weshalb wir auch vier- oder fünfmal stecken geblieben sind, es war eher eine ruhige Floßfahrt mit viel Paddeleinsatz, aber hat trotzdem total Spaß gemacht. Und vom Fluss aus sieht die Natur einfach nochmal ganz anders aus. Der Voidomatis-Fluss ist scheinbar der klarste und kälteste Fluss Europas und schlängelt sich durch die Vikos-Schlucht im Zagori-Tal, bevor er mit dem Aoos-Fluss zusammenfließt. Und so sind wir auf glasklarem Wasser durch die Schlucht gefahren und haben die dicken Ahornbäume am Ufer, das türkise Wasser und die riesigen Felswände bewundert.
Am nächsten Morgen sind wir dann einen Teil des Weges, den wir am Tag vorher auf dem Fluss gefahren sind, zu Fuß abgelaufen um nochmal die ganze Szenerie zu genießen und um Casper etwas auszupowern. Zwar hatte der einiges an Spaß mit einer Straßenhündin, die uns am Platz besucht hat (zum Glück kann er keine Babys mehr in die Welt setzen…), aber vor uns lag eine sehr kurvige Fahrt, die man besser mit einem müden Casper startet.
Nach einem kurzen Einkaufs-Stopp in einem der vielen schönen Zagori-Dörfchen ging es für uns auf die Bergstraße, die Konitsa und Grevena verbindet. Die Zagori-Gemeinde umfasst viele kleine Bergdörfchen, die durch Auflagen verpflichtet sind, nur mit Holz, Stein und Glas zu bauen und das sorgt dafür, dass die Dörfchen eingebettet im Berg einfach allesamt so malerisch wirken und man direkt Lust hat sich in jede einzelne der Tavernen oder Gasthäuser einzunisten. Da ich nicht in der Lage war selber ein Foto von den Dörfchen zu machen, was deren Schönheit gerecht wird, hier eins von jemand begabterem:
Die Straße die nun vor uns lag schlängelt sich durch den gesamten Pindos-Nationalpark und schlängeln ist hier wortwörtlich gemeint, ich glaube ich bin noch nie eine so kurvige Straße gefahren! Hier ein kleiner Ausschnitt von Google Maps:
Und wenn uns nochmal jemand sagen will, dass Albanien schlechte Straßen hat, den möchten wir hier gerne mal nach Griechenland in die Epirus-Region verweisen. Was wir in den Tagen bisher in Griechenland an wild zusammen geflickten Straßen, Straßen mit Bodenwellen, die das Auto abheben lassen oder Schlaglöchern, in denen wir verschwinden könnten, sowie diversen Steinrutschen, die auf der Straße liegen geblieben sind, gesehen haben, haben wir in 8 Tagen Albanien so nirgends gesehen. Also die Straße würde ich nachts meiden, wenn es nicht sein muss. Zudem würde man dann auch die grandiose Aussicht verpassen, die jede einzelne Kurve wieder wett macht!
Übernachtet haben wir auf einen kleinen Kiesfläche direkt neben der Straße, in der Zeit, in der wir dort waren, sind gerade mal fünf Autos vorbeigefahren, dementsprechend ruhig war die Nacht und mit so einem Ausblick aufzuwachen nimmt einem niemand mehr. Da musste dann doch nach langer Zeit endlich mal wieder die Drohne ausgepackt werden, damit man euch ungefähr klar machen kann durch was für eine Wahnsinns-Szenerie sich die Straße windet.
Wir müssen zugeben beim Gedanken an Griechenland hatten wir hauptsächlich Meer, Inseln und weiße Häuschen mit blauen Dächern im Kopf, so wie es die meisten von euch vermutlich auch von Postkarten kennen. Und das zeigt uns mal wieder, dass man ein Land bereisen muss, um alle Facetten kennen zu lernen und dann am besten in den Gebieten, die man nicht von Postkarten kennt und am besten dorthin, wo es einem der griechische Freund empfiehlt. Denn hier in der Epirus-Region kann man so viel erleben, es ist ein Paradies für Kletterer, Wanderer, Mountainbiker aber auch für jeden, der sich von der Schönheit der Natur den Atem verschlagen lassen möchte. Der Vikos-Aoos-Geopark ist von der UNESCO geschützt und dementsprechend auch vielen Leuten zugänglich gemacht worden mit Info-Schildern, kurzen und langen Wanderwegen, gepflasterten Wegen zu den Brücken, sodass hier wirklich jeder auf seinen Kosten kommt – sei es auch nur ein leckeres Essen in einem der Zagori-Dörfer. Wir haben es leider auch nicht geschafft alles anzuschauen, was auf unserer Bucket-List stand; so haben wir den „Drakolimni-Lake“ ausgelassen, weil wir nur eine 2-Tages-Wanderung ausloten konnten und für die Rock-Pools von Papingo war es schon zu kalt. Und leider zieht gerade eine Regenfront, die im Gebirge eher zur Schneefront wird, auf uns zu, sodass wir uns wieder in niedrigere Höhenlagen begeben und daher sicher die ein- oder andere wunderschöne Wanderung verpassen – aber trotzdem hat uns die Schönheit des Gebietes hier zu 100 % überzeugen können!