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Theth Nationalpark

Als wir uns mit der Planung für unsere Albanien-Tour auseinandersetzten, stießen wir nach einiger Zeit auf den Theth Nationalpark. Dieser ist weit in den Bergen versteckt und ca. 40 Kilometer abseits der nächsten größeren Stadt. In Albanien können 40 Kilometer jedoch von 30 Minuten Fahrt bis 2 Stunden alles bedeuten. Wir schauten nochmals genauer hin und stellten fest, dass bereits die gesamte Straße bis hinter das kleine Dörfchen Theth asphaltiert wurde. Für uns, ohne 4×4 und mit nicht der höchsten Bodenfreiheit sollte es daher keine Probleme geben. 

Die Vorbereitungen

Zur Vorbereitung machten wir uns für Albanien und auch den Nationalpark ein paar Notizen. Wir rechneten in ungefähr aus, wie viel albanische LEK wir für Camping, Essen, Restaurantbesuche, Sprit und weiteres brauchen würden. Hierbei kamen wir auf ca. 250€ für einen 2 Wochen Roadtrip durch Albanien. Ebenfalls erkundigten wir uns über vorhandenen Mobilfunkanbieter, da nun außerhalb der EU das Datenroaming keine Option mehr war. Die beste Versorgung bietet unserer Meinung nach derzeit Vodafone. Das „Touristenpaket“ umfasst 35 GB Daten für ca. 17€ mit zusätzlichen Telefonminuten und SMS. Zuletzt suchten wir uns Wanderungen heraus, welche wir von Theth aus unternehmen wollten. Hierbei trifft die Recherche immer wieder auf das „Blue Eye“, eine Felsvertiefung gefüllt mit klarem Wasser, umgeben von Bergen und Bäumen. Die zweite Wanderung sollte dann weiter hoch in die Berge führen. Genauer fanden wir einen eingetragenen Weg bis hin zur „Fusha e Denelit“ eine Hochebene mitten im Gebirge. Beide Wanderungen waren mit ca. 6 Stunden angegeben. 

Los geht’s, von Kroatien nach Albanien

Nachdem wir unsere Gedanken für den Trip gesammelt hatten, sind wir morgens in Kroatien losgefahren. Gleich nach 800 Metern wartete der Zoll von Montenegro auf uns. Über die kleine Bergstraße fuhren wir zuerst beim kroatischen Zoll, ohne irgendwelche Probleme heraus und wenig später bei Montenegro herein (witzigerweise sitzt hier der Beamte am Fenster vom Beifahrer, was für Alleinreisende sicherlich recht unpraktisch ist…). Auch hier gab es keine Beanstandungen, weshalb wir bereits nach 2 Minuten in Montenegro einreisen konnten. Ziel war der direkte Weg nach Albanien. Die Straße führte uns erst entlang des Meeres, dann ging es über eine Passstraße in den hügeligeren Abschnitt. Nach etwa 90 Minuten machte uns ein netter Benz-Fahrer durch mehrfache Lichthupe auf die folgende Polizeikontrolle aufmerksam. Die netten Herren winkten uns an einer Kreuzung heraus und forderten Fahrzeugpapiere sowie meinen Führerschein. Den Dokumenten widmete er jedoch keines Blickes, viel mehr interessierte ihn der Innenraum von Herbert. Also machte ich die Schiebetür auf, sodass er und sein Kollege in Zivil (vielleicht auch nur ein Freund, der gerade danebenstand) hineinblicken konnten. Mit einem lächeln dankte er und wir durften unsere Fahrt fortsetzen. Vor der albanischen Grenze machten wir Halt, um neues Hundefutter für Casper zu besorgen. Ebenfalls wollten wir nochmals tanken und unseren Ad-Blue Tank auffüllen. Der Sprit in Montenegro ist selbst gegenüber Albanien noch 50 Cent günstiger! Unvorstellbar wie sich die Albaner bei 400€ durchschnittlichen Monatseinkommen Diesel für 2€ den Liter leisten können/müssen… Aufgetankt und mit etwas Aufregung fuhren wir dann zur albanischen Grenze. Hierbei lief uns kurz vorher bereits der erste Straßenhund entgegen. Wie sich heute zeigt, die erste Begegnung von vielen!

Auch an der Grenze war nicht viel los, jedoch waren die Abläufe und Überprüfungen nicht die effizientesten. Immerhin schafften wir es nach 20 Minuten in Montenegro aus- und in Albanien einzureisen. Außer unseren Ausweisen und dem Fahrzeugschein wollte jedoch niemand „mehr“ sehen. (Grüne Versicherungskarte, Hundepass, Innenraum, …). Sollte uns recht sein, so waren wir im Zeitplan und konnten direkt unseren ersten Stopp in Albanien, Kuplik ansteuern. Der Ort eignete sich, da es dort einen Vodafone Shop, Gemüsehändler sowie einen Bankautomaten gab. Wir besorgten also wie geplant bei der albanischen Reifeisenbank 30000 LEK und kauften bei Vodafone für jeweils 2100 LEK Sim-Karten. Diese wurden mit unserem Ausweis registriert, sodass sie direkt einsatzbereit waren. Dank der „My Vodafone“ App (albanische Variante in Englisch) konnten wir den aktuellen Verbrauch anschauen und erfreulicherweise erkennen, dass Vodafone einem 10GB „Registrierungsbonus“ schenkt. Somit bekommt man für ca. 17€, 45 GB Daten. Zum Schluss ging es noch durch kleine Hinterhofläden um Gemüse, Obst und Käse für die anstehenden Wanderungen zu besorgen. Englisch sprach dabei keiner der älteren Albaner, jedoch konnte mit Hand und Fuß alles Benötigte besorgt werden. Während ich (Marvin) die Besorgungen machte, wollte Neele mit Casper eine Runde laufen. Nachdem jedoch 10 Meter hinter dem Auto eine Katze wartete und gleich 3 streunende Straßenhunde angelaufen kamen, brachen sie den Spaziergang ab und begaben sich wieder ins Auto. Mitten in der Innenstadt war definitiv nicht der Ort, an welchem wir die erste Begegnung zwischen Casper und Straßenhunden testen wollten. Also fuhren wir noch weitere 30 Minuten in Richtung Theth. Die Straße wurde hierbei immer schmaler, jedoch war sie ausreichend asphaltiert, sodass man langsam, aber sicher vorankam. 

Wir entschieden uns nach bereits 3 Stunden Fahrt von Kroatien nach Albanien nur noch bis Boga zu fahren, da wir dann nicht das kurvige Endstück über den Berg, weiter ins Tal mussten. Noch vor der Ankunft merkten wir, dass hier nicht nur Autos die Straße nutzen. So sahen wir Hunde, Schweine, Pferde, Esel und ab und zu eine Kuh an der Leine. Wir fanden in Boga einen gut bewerteten Campingplatz, welchen wir kurz vor der Dunkelheit erreichten. Der Besitzer winkte uns herein und wir konnten über ein großes Tor auf den unteren Bereich des Platzes fahren. Wir blieben nicht lange allein, so kam nach ca. 10 Minuten der erste kleine Streuner angerannt. Ein noch sehr junger Hund, welcher verspielt um Casper herumsprang und ihn immer wieder anstupste. Casper blieb jedoch gelassen und ließ den anderen Hund machen. Das Verhalten zog sich nun auch durch ganz Albanien, weshalb wir echt erstaunt sind, wie gut Casper sich mit Straßenhunden versteht! Für uns eine großartige Erfahrung, da wir so mehr Eindrücke bekommen, wie Casper früher gelebt haben muss. 

Am nächsten Morgen startete unsere Reise zum Theth Nationalpark. Da ich nachmittags noch arbeiten musste, fuhren wir früh morgens los. Die Ansage vom Navi war klar: 28 Kilometer = 1 Stunde Fahrzeit. Die Prognose sollte recht behalten, so windeten wir uns Kurve um Kurve erst hoch und dann ganz weit hinunter ins Tal. Da die Straße sehr neu asphaltiert ist, konnten wir ohne Probleme bis nach Theth gelangen. Hinter dem Fluss war jedoch Ende, ab dort ging es nur auf einer, nicht wirklich präparierten Schotterstraße weiter. Nach 300 Metern waren wir bereits am Guesthouse angekommen, welches mit seinem großen Parkplatz für die nächsten 3 Nächte unser Zuhause sein sollte. Die nette Besitzerin sprach leider kein Englisch, so verwies sie lediglich auf eine DIN-A4 Seite, welche alle Preise in einer Übersicht anzeigte. 

Holt die Wanderschuhe raus! 

Für Samstag und Sonntag hatten wir wie oben beschrieben Wanderungen herausgesucht. Die Touren fanden wir jeweils auf „Komoot“ und „Outdooractive“. Am Samstag gingen wir bei warmen 25 Grad dem Fluss entlang abwärts Richtung „Blue Eye“. Wir trafen hierbei immer wieder auf kleine Gruppen Albaner, welche in Sneakern und mit Handtasche einzelne Stellen der Wanderung besichtigten. Wie sich herausstellte ist Theth, seitdem die Straße fertig gebaut wurde, ein beliebtes Reiseziel für Einheimische. Die Tour selbst war sehr schön, es ging meist über einen kleinen Pfad bis zum nächsten Dorf Nderlysaj. Dort angekommen musste man einmal über die asphaltierte Straße bis zum „Eingang“ der Schlucht laufen. Die Anzahl der Wanderer nahm mit Beginn der Schlucht ebenfalls drastisch zu, da kurz vorher ein riesiger Parkplatz die Möglichkeit bietet, statt 18 Kilometer lediglich 2 zum Blue Eye zu Wandern. Auf den letzten 2 Kilometern stellten wir fest, dass Albaner sehr unterschiedliche Haltungen gegenüber Hunden haben. Einige haben sichtbare Angst vor ihnen, während andere direkt mit ausgestreckter Hand zum Streicheln ansetzen. Nach ca. 30 Minuten standen wir dann oberhalb der Quelle. Von hier aus gab es die Möglichkeit auf die andere Seite zu gelangen, um dort an ausgebauten Picknick-Plätzen einzukehren. Naja, die „Brücke“ machte die letzten Meter nochmals spannend. Nicht jeder war bereit das Risiko auf sich zu nehmen, sodass manche lieber den direkten Abstieg bevorzugten. Die Quelle selbst war sehr schön anzuschauen, nicht nur wegen dem kristallklaren Wasser, auch da ein Wasserfall direkt in ihr mündet. Zurück ging es dann über denselben Weg, bis wir kurz vor Theth einen Abstecher zum „Grunas“ Wasserfall unternahmen. Hierdurch fügten wir der Wanderung nochmals ein paar Höhenmeter hinzu! Die letzten 8 Kilometer mussten wir auch nicht allein gehen, da uns zwei Straßenhunde bis kurz nach dem Wasserfall begleiteten. In Theth angekommen war leider die Sonne bereits hinter dem Berg verschwunden. So saßen wir noch kurz draußen, bevor es richtig dunkel und kalt wurde. Neele erwischte beim Duschen später den besseren Slot, da bei mir ein Stromausfall das gesamte Dorf lahmlegte. Blöd nur, wenn man unter der Dusche steht, der Warmwasserboiler von Strom betrieben wird und man gerade noch die Hände vor dem Gesicht sieht! 

Der zweite Tag sollte früher starten, da in der Nacht noch die Uhr umgestellt wurde. Mit dem Wissen, dass es bereits um 17:00 Uhr dunkel werden würde, gingen wir gegen 9:30 Uhr los. Zuerst mussten wir in Theth zwei alte Brücken überqueren, bevor es 870 Höhenmeter nach oben ging. Der Weg wechselte zwischen spitzen Kalkgestein und laubbedeckten Waldboden. Meter für Meter kamen wir voran, bis wir beim ersten Aussichtspunkt ankamen. Wir schauten in das wunderschöne Tal und mussten leider feststellen, dass oberhalb von Nderlysaj ein Feuer im Wald loderte. Diese sieht man in Albanien immer wieder, häufig wird einfach nur Müll verbrannt, jedoch sind es teils auch Felder und Gestrüpp. Die nächsten 2 Stunden ging es dann steil bergauf bis zur Hochebene. Leider stießen wir auf ein leeres Flussbett, weshalb eine Abkühlung oder das Auffüllen der Trinkflaschen nicht möglich war. Ob das auch der Grund war, dass die ca. 10 vorhandenen Ruinen nicht mehr bewohnt waren? Wir konnten nur spekulieren. Auf einer kleinen Anhöhe vesperten wir unser mitgebrachtes und entschlossen nicht noch weiter aufzusteigen. Der Abstieg erwies sich weniger rutschig als gedacht, so war meist unter dem Laub ein solider Untergrund.

Zurück in Theth war leider erneut die Sonne nicht mehr zu sehen, weshalb wir nach 2 anstrengenden Tagen früh ins Bett fielen. Am Montag verließen wir das Tal über denselben Weg wie wir gekommen waren. Die kurvige Straße führte uns an dem Tag bis nach Kuplik, wo wir uns entschieden hatten, weiter in Richtung Meer zu fahren. Es folgten ein paar sehr entspannte Tage!

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