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Ein paar Überraschungen

Zurück in die Vergangenheit – zumindest haben wir uns dahin versetzt gefühlt, als wir in Pershyttan am Parkplatz vom Bergmansbyn angekommen sind. Nachdem wir mehr oder minder aus Askersund „geflohen“ sind, haben wir Kurs Richtung Nora genommen, hauptsächlich, weil auch Nora als schönes Städtchen angepriesen wurde und wir den Fauxpas mit Askersund irgendwie nicht auf uns sitzen lassen wollten. Bei der Stellplatzsuche sind wir dann aber auf den gut bewerteten Parkplatz in Pershyttan gestoßen, unweit von Nora entfernt. Der Parkplatz ist der offizielle Parkplatz des Freilichtmuseums Bergmansbyn – Pershyttan ist ein altes Minendorf, in dem noch bis 1953 Roheisen hergestellt wurde. Es handelt sich hierbei um eins der best erhaltensten Bergbaudörfer Schwedens und das zurecht. Das Dorf wurde lediglich restauriert, sonst hat sich hier nichts verändert. Man kann noch den alten Hochofen, das riesige Wasserrad, das Kohlelager, die Eisenbahn, Mineneingänge etc. sehen. Die Häuser sind zwar bewohnt, wurden aber äüßerlich (abgesehen von vielleicht einem Pool o.ä. im Garten) auch nicht verändert. Durch das Dorf führt ein schön augeschilderter Weg und eine Info-Broschüre mit Nummerierung bringt einem den ursprünglichen Zweck der Gebäude nahe. Am ehemaligen „Aufzug“, der über eien Seilbahn die Eisenwägen aus der Mine gezogen hat, bekommt man durch das riesige, klaffende Loch ein Gefühl dafür, wie tief es wirklich in die Minen ging. Insgesamt gab es im Dorf drei Mineneingänge und einer ist heute auch noch begehbar, logischerweise aber nur mit einem Guide. Mit dem darf man auch den Hochofen oder das Wasserrad anschauen gehen, das scheinbar auch noch funktioniert. Leider fangen die Touren erst im Juli an, sonst wären wir wohl noch etwas länger geblieben, dass jeder einmal runter in die Mine kann. Aber auch so war der Rundweg wirklich sehr beeindruckend, zudem ist das ganze Dörfchen mit den „alten“ Hütten so schön zum anschauen und liegt in wirklich schöner Natur. Das kleine Restaurant, welches sich in einer alten Eisenbahn befindet, macht leider nur Wochenends auf – falls mal jemand von euch vorbei schauen will. 😊

Nora – diesmal wirklich ein sehr schönes Städtchen. Askersund und Nora wurden beide wegen den gut erhaltenen Holzhäusern angepriesen, die wir aber in Nora diesmal auch wirklich in der ganzen Stadt gesehen haben. Auch Nora liegt (wie sollte es auch anders sein) direkt an einem See – dem Norasjön. Wenn man unten am See in das Dörfchen läuft, läuft man erstmal direkt auf den alten Bahnhof mit originaler Eisen-Lok davor zu, was einem einen kleinen Potterhead-Schauer über den Rücken laufen lässt. Auch die Wartungsfahrzeuge sind noch die alten. Von hier kann man ab Juli dann auch mit der alten Lok nach Pershyttan fahren. Viel weiter haben wir es nicht geschafft, wir hatten nämlich noch nicht gefrühstückt und nach 500 m kam direkt eine kleines Café, welches frische Waffeln macht und im wunderschönen Obstgarten gestuhlt hatte. Nach dem herrlichen Frühstück sind wir ins Städtchen gelaufen – groß mit Shopping war zwar auch hier nicht (ich glaube das geht wirklich nur in den größeren Städtchen, es sei denn man hat eine Vorliebe für Antiquitäten, die gibt es hier auch im kleinsten Dorf) aber allein das Schlendern vorbei an der schöne Kirche und alten Holzhäuschen hat sich gelohnt. In Nora gibt es eine Eisdiele, die seit 1923 jeden tag frisches Eis herstellt – die Basis-Sorten Haselnuss und Vanille gibt es immer und dann noch eine „Special“ Tagessorte – das mussten wir natürlich noch probieren. Nora ist auch nicht riesengroß, aber ein Vormittag lässt sich dort wirklich gut verbringen und diesmal gibt es eine klare Empfehlung unsererseits zum angepriesenen Städtchen Nora.

Caspers neue Freundin (die Dauercamper meinten, wir dürfen sie mitnehmen, aber ich glaub so toll fand Casper sie doch nicht)

Nachdem wir dann nochmal einkaufen waren (Lebensmittel und Sprit sind hier wirklich ziemlich teuer), haben wir uns einen Stellplatz rausgesucht, der ziemlich gut bewertet war. Der Stellplatz war zugehörig zu einem Golfklub – es gab den „rudimentären“ Stellplatz ohne Strom für 100 SEK die Nacht, oder den Standard Stellplatz mit Strom für 200 SEK die Nacht. Wir waren aber nur auf die Duschen aus, denn unsere Solaranlage hält unsere Batterien dauerhaft auf > 95 % Ladung, also wieso 10€ mehr zahlen? Tja, leider sollten wir das noch erfahren. Der Weg zu den Toiletten war ca. 400 m, was irgendwo noch verkraftbar war, am Abend kamen dann aber ein paar die gemeint haben ihr Auto an der Frirschwasser-Service Station zu waschen und eine andere Gruppe meinte ominöse Sachen an der Grillstelle verbrennen zu müssen. Als die abgezogen sind, waren wir aber auch wieder beruhigter, bis um 02.30 Uhr zwei Autos direkt auf den Platz gefahren sind und eins davon hinter uns gehalten hat. Casper fand das direkt noch unlustiger als wir (der toleriert auch keine Igel o.ä. in der Nähe vom Auto) und hat direkt angefangen zu bellen. Wir wissen nicht, was genau die Leute da gemacht haben und ob sie unserem Auto wirklich Nahe gekommen sind, aber an weiter schlafen war nicht zu denken. Daher haben wir alles zusammengepackt und sind weiter gefahren. Zum Glück wurde es um die Uhrzeit auch schon wieder hell und wir haben schnell einen kleinen Platz an einem See gefunden, wo wir nach dem Schreck noch den schönen Sonnenaufgang sehen konnten. Schätze die 100 SEK Aufschlag für den „inneren“ Stellplatz wären es uns im Nachhinein doch wert gewesen, vermutlich bezahlt man damit auch noch die Videoüberwachung mit. Andererseits scheinen andere vor uns kein Problem gehabt zu haben, zudem intepretiert man nachts dann doch auch schneller schlimmere Sachen in vielleicht banale Dinge hinein. Nun ja, die Dusche war dann wohl Geschichte, daher mussten wir zum nächsten Stellplatz – hier haben wir uns für einen Naturcampingplatz entschieden, der diesmal auch zurecht super berwertet war. Super nette Verwalterin und schöne sanitäre Anlagen – die nette Dame hat sogar unsere alten schwedischen Kronen akzeptiert (wer auch immer die uns unter geschmuggelt hat?) die seit 2017 eigentlich nicht mehr im Umlauf sind und nur noch gegen Gebühr eingetauscht werden können. Am Mittag kam dann noch Besuch für Casper – ein entlaufener Schäferhund aus dem Nachbarsdörfchen, der alle etwas auf trab gehalten hat, was aber auch recht amüsant war. Hätten wir noch Bargeld gehabt, wären wir noch ein Weilchen geblieben – so sind wir am nächsten Tag schon wieder abgereist und wurden von allen mit nettem Winken verabschiedet.

Und nu? Für uns heißt es nun Richtung Stockholm orientieren und ein bisschen die Hummeln aus dem Hintern bekommen – daher stehen wir aktuell am Öjesjön in Västmanland. Hier hat 2014 ein ziemlich übler Waldbrand gewütet, die Natur erobert sich zwar so langsam alles zurück, aber die angekokelten Bäume hier lassen einen erahnen, wie es vor dem Brand aussah. Ein kleiner Wanderweg hat uns direkt an ausgebrannten Wurzeln vorbei geführt mit Blick über die noch sehr baumlose Umgebung. Am Ufer sind die meisten Bäume noch verschont geblieben, wo wir jetzt im Schatten unser Auto geparkt und die Hängematte aufgehängt habe, endlich mal ein bisschen zur Ruhe kommen und dankbar sind, dass die Natur sich so oft schon selber heilen konnte und hoffen, dass wir Menschen bald mehr zur Heilung als zur weiteren Zerstörung beitragen.

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