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Wechselhaft

Weiterziehen war angesagt – an unserem Plätzchen im Wald hätte es sich sicher noch etwas länger aushalten lassen, aber irgendwie kommen wir wohl noch nicht ganz so zur Ruhe, dass wir mehrere Tage an einem Plätzchen verweilen können. Zudem haben wir dringend eine Dusche (unser Bedienteil von der Heizung ist leider schon seit Abfahrt defekt und Neele ist eine absolute Warmduscherin) und ein paar Sachen aus der Stadt gebraucht. Also ging es für uns nach Jönköping – dort haben wir uns aber nur im Industrieviertel aufgehalten, zu der Stadt an sich können wir daher nichts wirklich sagen. Unser Schlafplatz für den Abend befand sich direkt am Hornborgasjön, mitten in einem Vogel-Beobachtungsgebiet – hunderte von Enten, Gänsen und allerlei sonstiger Vogelarten konnten wir direkt aus dem Heckfenster sehen, dank neuem Fernglas auch von Näherem. Draußen ließ es sich allerdings nur so semi-gut aushalten, weil es so extrem windig war – aber für eine Nacht war der Platz wirklich super schön und wenn man wieder runter ans Wasser darf (zur Zeit ist Brutzeit) lässt sich sicher auch ein schöner Spaziergang finden – vielleicht das nächste Mal dann.

Für uns ging es am nächsten Tag nämlich schon in den Tiveden Nationalpark – hierbei soll es sich um einen der wildesten Wälder Schwedens halten, der immer wieder von Seen untebrochen wird und mit riesigen Felsbrocken bestückt ist. Schon beim reinfahren in den Park ging es deutlich öfter „bergauf“ und „bergab“ (immer noch nicht zu vergleichen mit Höhenmetern im Schwarzwald oder Schweiz) als auf der bisherigen Strecke in Schweden. Wir wollten usprünglich zum Haupteingang und uns dort eine der vielen Touren aussuchen. Alle Straßen in den Tiveden Nationalpark sind Schotterstraßen und nachdem wir ein paar Kilometer der Schotterstraße gefolgt sind, hat uns ein nettes Schild darauf hingewiesen, dass der Haupteingang von hier nur mit Autos < 5m angefahren werden kann. Nun wussten wir nicht, woher die Begrenzung rührt, aber wollten es auch nicht raus finden und haben zwangsläufig den Ösjönas Parkplatz angefahren. Immerhin wurde uns hier die Qual der Wahl erspart – es gab einen ausgeschilderten Rund-Wanderweg oder den 3 km Fußweg zum Haupteingang und von dort auf einen anderen Wanderweg. Wir haben uns dann für den Rundwanderweg entschieden, den Blanksjöslingan. Und manchmal ist es eben gut, wenn Dinge anders laufen wie geplant, der Wanderweg war nämlich so wunderschön. Zwar hat uns nach den ersten 500 m ein böser Regen- und Hagelschauer überrumpelt (wir sind bei Sonnenschein los gelaufen) – aber die Regenjacken hatten wir dabei und der Schauer war recht schnell wieder vorüber und dann kam erstmal die Sonne wieder raus. Der Großteil des Weges ist auch als Reitweg ausgeschidert, wobei man unserer Meinung nach hier sehr viel Vertrauen in sein Pferd haben muss, denn die Pfade sind teilweise sehr schmal, steinig, verwuchert und manchmal auch ziemlich steil. Wir haben unterwegs zwar keinen einzigen anderen Menschen getroffen, aber die Pferdeäpfel lassen darauf schließen, dass der Weg doch ab und an benutzt wird. Der Großteil des Weges ging über einen Trampelpfad durch wirklich wilden Wald, hinauf auf riesige Felsen von denen man einen See (Blanksjön) überblicken konnte und auf einem breiten Weg vorbei an der Grenze zum Tutterskulle Naturreservat. Wir sind gegen Ende dann vom offiziellen Weg abgebogen und haben einen kleinen Trampelpfad direkt am kleineren See (Sarvsjön) genommen – im und am ganzen See herrscht Angel- und Capingverbot, vielleicht war auch deswegen so wenig los. Das letzte Stück des Weges war dann noch ziemlich abenteuerlich – extrem verwucherte Pfade, hoch auf große Felsen und wieder runter und einmal ging es dann über extrem glitschige Baumstämme direkt durch den See-Ausläufer. Und natürlich hat es währenddessen wieder angefangen zu schiffen, weshalb wir es etwas eilig hatten, der Himmel wurde nämlich nicht unbeding heller. Das letzte Stück war aber verhältnismäßig kurz und wir sind wieder sicher und einigermaßen trocken am Auto angekommen. Da der für uns erlaubte Weg zum Haupteingang des Parks mit dem Auto wieder ein riesen Umweg gewesen wäre, haben wir uns dann auch entschieden weiter zu fahren. Allerdings glaube ich, dass es sich wirklich lohnen würde, mehrere Tage & Wanderungen im Tiveden zu machen. Einzig offiziell erlaubter Übernachtungsplatz im ganzen Park ist allerdings nur am Haupteingang.

Einziges Bild aus Askersund

Wir sind dann weiter Richtung Askersund – laut Internet-Recherche ein wirklich sehenswertes Städtchen. Da wir aber keine 300 SEK für den Stellplatz zahlen wollten, haben wir auf dem Weg dorthin einen anderen Platz gesucht, was sich aber als relativ schwierig herausgestellt hat. Schlußendlich sind wir auf eigene Faust (da die obligatorischen Park5Night Plätze bestezt oder für uns unanfahrbar waren) in einen Waldweg gefahren und haben eine kleine Lichtung mitten im Wald zum Schlafen gefunden. Am nächsten Morgen sind wir dann recht früh nach Askersund aufgebrochen, da Marvin arbeiten musste und wir im Wald kaum Netz hatten, zudem gab es da auch keine Laufwege für Casper. Der Parkplatz den wir dann in Askersund angesteuert haben, war wirklich sehr schön direkt unten am See, allerdings wurde unser Mobil von manchen etwas kritisch beäugt, weil campen hier nicht gestattet ist – aber wir haben ja nur geparkt. Die Uferpromenade und der Stadtpark sind auch wirklich schön angelegt und werden regelmäßig von der Kommune patroulliert / aufgeräumt. Stadtpärke darf man sich übrigens nicht vorstellen wie bei uns, hier ist ein Stadtpark in der Regel ein Nadelwald mit teilweise angelegtem Spieplatz, Sportplatz o.ä. und meisten 3x so groß wie „normale“ Stadtpärke. Hin und wieder konnte man dann auch einen Blick auf die Häuser erhaschen, die direkt am See standen und natürlich alle einen eigenen Bootssteg haben. Als wir in die Stadt sind, wurden wir allerdings ziemlich enttäuscht. Dafür, dass die Stadt als so schön beschrieben wurde, war sie eher fade. Lediglich unten am Wasser waren einige der alten Häuschen schön aufbereitet worden, der Rest des Örtchens wirkte auf uns eher langweilig und lieblos – da sind wir definitiv schon durch deutlich schönere Örtchen gefahren. Wir haben uns dann noch ein Labber-Sandwich und eine Zimtschnecke in einem Café geholt, sind dann aber auch recht schnell aufgebrochen.

Fazit: Die letzten Tage waren wechselhaft, sowohl was das Programm, das Wetter oder die Eindrücke anging. Es ist aber mal wieder ein deutliches „Ja“ für Schwedens Natur im Tiveden Nationalpark, aber von uns eher ein „Nein“, was den Besuch von Askersund angeht. Aber vielleicht haben wir die schönen Stellen auch einfach übersehen, wer weiß..

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