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Zugegeben, der Blogbeitrag kommt sehr verspätet, wir haben das Gefühl die Zeit rast an uns vorbei. Wir merken unsere Herzen und Köpfe sind langsam voll von all den Erlebnissen und schönen Dingen, dennoch sind wir noch on-tour, haben seitdem wir Griechenland verlassen, haben wieder vieles erlebt und freuen uns auf das was noch kommt, auch wenn der Weg nach zu Hause immer näher rückt. Aber jetzt erstmal ein kleiner Rückblick auf die letzten Wochen:

Über Italien und Frankreich haben wir tatsächlich gar nicht so viel zu erzählen, wir haben Griechenland noch relativ lange vermisst und vermutlich auch verarbeitet, weshalb unsere Motivation für neue Erlebnisse einfach unglaublich gering war. Italien und Frankreich waren für uns daher tatsächlich nur Durchfahrtsländer, natürlich haben wir hier und da mal etwas Kleines angeschaut, aber nichts, wozu wir jetzt unglaublich viel zu erzählen könnten, vor allem, weil es den ganzen schönen Dingen, die man in den Ländern hätte machen können, nicht gerecht werden würde.

Deswegen spulen wir mal vor zum 01. März in Montpellier, wo wir Fabienne (Marvins Schwester) am Bahnhof abgeholt haben, für die nächste Woche waren wir also zu viert unterwegs. Zugegeben, Herbie ist nicht unbedingt für Schlafplätze von drei erwachsenen Menschen ausgelegt, dennoch hat es erstaunlich gut geklappt, wenn man mal davon absieht, dass die ersten Nächte auf dem vorderen Schlafplatz ziemlich kalt waren, bis wir das perfekte Wärme-Konzept erarbeitet hatten. Nach zwei kleineren Stopps in Frankreich sind wir schließlich bei dem Stausee Pantá de Sau gelandet und haben hier drei Nächte auf dem coolen Stellplatz von Bosc de La Riba übernachtet (absolute Empfehlung!). Von hier sind wir auf den Berg nach Tavertet und zu verschiedenen Aussichtspunkten gelaufen, von wo aus man den Stausee bestaunen konnte. Zudem konnte man hin zu der Kirche laufen, von der nach dem Fluten der Dörfer nur noch die Spitze zu sehen war. Wegen der Dürre ist aber dermaßen wenig Wasser im See, dass man die komplette Kirche sehen kann. Wenn man bedenkt, dass der Stausee ganz Barcelona mit Trinkwasser versorgt, ist das schon beängstigend.

Die Betreiber vom Stellplatz bieten verschiedene Aktivitäten an, wenn man möchte, wir haben uns für Disc-Golf entschieden. Den Parkour haben sie selber aufgebaut und er führt durch den Wald, der auch gleichzeitig den Rindern als Weide dient, für uns war es das erste, aber sicher nicht das letzte Mal – wir hatten richtig viel Spaß! 🙂

Und schon war die Woche fast wieder rum, an unserem letzten gemeinsamen Tag haben wir es uns in Barcelona gut gehen lassen – sogar Casper kam auf seine Kosten mit einem Puppuccino. Und sieht man mal von dem Churro-Scam ab, bei dem Neeles tiefgefrorene Churros einfach für eine Minute in die Mikrowelle gepackt wurden, war es ein rundum gelungener Tag und ein schöner Abschluss mit Fabienne, bevor wir sie am nächsten Tag zum Flughafen gebracht haben, von wo sie ihre weitere Reise nach Südamerika angetreten hat.

Für uns ging es dann wieder zurück ins Inland, wo wir durch endlose Weiten von blühenden Mandelbäumen gefahren sind, welche aber auch immer wieder von riesigen Mastbetrieben unterbrochen wurden. Und zugegeben, ging das mir (Neele) schon ziemlich nahe, vor allem wenn man beim Spazieren gehen die Schreie von den Tieren hören konnte, da musste ich mich natürlich etwas schlau machen. Rund 900 Millionen Tiere werden in Spanien jährlich geschlachtet. Spanien ist der größte Schweine(-fleisch) Exporteur in der EU. Die Umstände, unter denen die Tiere gehalten werden, ist absolute Tierquälerei und ich finde nicht mal das Wort reicht dafür aus. Hinzu kommt, dass auch die Umwelt unglaublich belastet wird, sei es durch Grundwasserverschmutzung, Ammoniak in der Luft den man überall riecht und zu chronischen Kopfschmerzen führen kann, immenser Wasserverbrauch in sowieso schon kritischen Zeiten… Und ich könnte hier ewig weiterreden – ich glaube eigentlich will ich nur sagen, bitte guckt, wo euer Fleisch, Eier, Milch oder sonstige tierische Produkte herkommen, wenn ihr nicht darauf verzichten wollt. Und da Bilder wie immer mehr sagen als tausend Worte, hier könnt ihr euch den Zustand mal zu Gemüte führen. Reisen ist nicht immer nur schön, aber so wichtig, um auch mal unschöne Dinge wirklich zu begreifen, die nicht unbedingt vor der eigenen Haustüre passieren.

Aber nun zurück zu den schönen Dingen, für uns ging es nach Prat de Comte, wo wir eine Wanderung zur La Fontcalda gemacht haben. Ein kleines Stück sind wir hier den Via Verde de la Terra Alta gelaufen, was eigentlich ein Radweg auf stillgelegten Gleisen ist – leider haben wir keine Fahrräder dabei, aber der Weg wäre sicher super cool zum Fahren gewesen. Als nächstes wollten wir eigentlich den Parrizal de Beceite laufen, ein Wanderweg über Holzstege durch eine Schlucht, super motiviert sind wir 5 km Schotterpiste bis zum Parkplatz gefahren, um dann zu erfahren, dass Hunde dort verboten sind. Der nette Parkwächter hat uns dann aber in das Gebiet Charcas de la Pesquera keine 8 km nebenan geschickt, wo wir mit Hund hin durften. Und so haben wir auch ein schönes Plätzchen gefunden, mit deutlich weniger Menschen, ab einer gewissen Stelle waren aber auch heir Hunde verboten, daher haben wir einfach vorher angehalten. Gewandert sind wir aber nicht, war uns zu heiß, für uns gab es dann einen (für Marvin eher fünfzehn) schnellen Sprung in den eiskalten Fluss bevor es zurück zum Auto ging.

Und weiter geht’s mit schönen Dingen: noch ein Stückchen weiter im Inland haben wir schließlich Neeles Eltern getroffen, mit denen es für die nächsten zwei Wochen durch Spanien ging, nun folgt der Schnelldurchlauf mit allen Highlights, unterbrochen auch von einigen Tagen nichts-tun oder Erledigungen machen, die aber nicht unbedingt der Rede wert sind. Angefangen hat die gemeinsame Zeit in dem wunderschönen Klostergarten von der Monasterio de Piedra – wobei Garten irgendwie untertrieben ist. Der Weg führt vorbei an Flüssen, kleinen und großen Wasserfällen, Höhlen, Wasserfällen in Höhlen, eigentlich wie in einer kleinen anderen Welt, hier lass ich mal die Fotos für die schönen Dinge sprechen:

Natürlich gab es zu diesem hübschen Örtchen auch ein Reel:

Das nächste Highlight war der Weg über die Silent Route und ein Wanderstopp bei den Pasarelas de Valloré. Obwohl Mami und ich beide Höhenangst haben, hat der Weg über die Holzbohlen, die an den Wänden festgemacht waren, richtig Spaß gemacht. Marvin und Papi haben dann den anspruchsvolleren Weg zurück gewählt und sind über den Aussichtspunkt gewandert – sagen wir mal so, gut, dass Frauen und Hunde nicht mehr dabei waren, keine zehn Pferde hätten mich den Weg dort lang gekriegt!

Weiter ging es nach Chulilla, eigentlich eine Kletterhochburg, aber auch schön zum Wandern oder einfach nur in Ruhe entspannen. Wir haben uns die Hängebrücken angeschaut, Papis Geburtstag gefeiert, sind nach Chulilla gelaufen, waren superleckere Tapas essen und sind nach einem kurzen Ausflug nach Valencia (was uns überhaupt nicht gefallen hat) wieder zurückgekommen. Hauptsächlich meinetwegen, weil ich mich mit einer Tätowiererin verabredet habe – aber die Zeit wurde natürlich effizient genutzt, um nochmal Tapas zu essen.

Nächster Stopp war Ríopar, von hier aus haben wir uns auf eine sechsstündige Wanderung zum Nacimiento del Río Mundo gemacht – einem Wasserfall, der irgendwann mal ziemlich stattlich gewesen sein muss, uns aber tatsächlich nicht wirklich beeindruckt hat. Dennoch haben sich hier Spanier ohne Ende getummelt, um den kurzen Spaziergang vom Parkplatz zu dem Wasserfall zu gehen. Der wirklich schöne Teil kam dann, als wir uns entschieden haben einen anderen Weg als den eigentlichen Wanderweg zurückzugehen, der vorbei am Fluss durch dichten Wald geführt hat – vor allem Emma hat der Fluss natürlich gefreut.

Nach ein bisschen Fahrerei hatten wir dann unseren offiziell letzten gemeinsamen Abend in Baeza, wo wir noch ein bisschen durch das nette Städtchen geschlendert sind. In den einzigen Park, der ein nettes Café hatte, konnten wir leider nicht alle zusammen rein, weil Hunde dort verboten waren. Dafür gab es dann zu Abschluss leckeres Abendessen im Camper, auf einem absolut unromantischen Teerparkplatz neben dem Busbahnhof – aber auch das ist Vanlife und wenn wir ehrlich sind, gibt es so Plätze häufiger als die mit Meerblick. Hier ein paar Eindrücke von Baeza

Eigentlich war der Plan für uns in die Sierra Nevada zu gehen und noch Alhambra anzuschauen, allerdings liegt ganz oben noch Schnee und die anderen Wanderungen haben uns irgendwie nicht so in den Bann gezogen. Alhambra war bereits ausgebucht bis Mitte Mai, spontan Reisen klappt halt doch nicht immer. Und generell hatten wir hier einen ziemlichen Durchhänger, wir haben so viel Schönes schon gesehen, Kopf und Herz sind langsam voll. Manchmal begeistern uns Dinge einfach nicht mehr so sehr, wie sie es vermutlich würden, wenn wir die ganze Reise vorher nicht gehabt hätten, weshalb wir recht schnell wieder ein paar Kilometer machen.

Je weiter wir in den Süden gekommen sind, desto mehr wurden die schönen Mandelbäume von endlosen Olivenfeldern abgelöst. Die Temperaturen wurden immer heißer, das Klima trockener. Fast alle Flüsse oder Seen an denen wir vorbeigekommen sind, sind ausgetrocknet oder stehen kurz davor. Ich glaube in meinem Hinterkopf macht auch das mir ein bisschen zu schaffen, eine Realität die auch bei uns zuhause nicht mehr undenkbar ist.

Dennoch haben wir uns aus unserem Trott rausgerissen und uns auf den Weg zu El Torcal gemacht, einem UNESCO Landschaftsschutzgebiet mit Kalksteinformationen. Am Parkplatz hat schon der Parkeinweiser gewartet, die ersten Reisebusse standen schon da und wir haben uns schon gefragt, was wir uns da antun. Sobald wir aber ein paar Schritte auf den Wanderweg gemacht haben, hat sich die Masse sehr schnell verlaufen und wir konnten einen schönen Spaziergang zwischen den ganzen Steinformationen machen und hier und da mal einen Steinbock beobachten, bevor er vor Casper davonrennt.

Eigentlich wäre nun der Caminito del Rey auf dem Weg gelegen, allerdings waren auch hier schon alle Karten bis Mai ausgebucht, weshalb wir lediglich einen Übernachtungsstopp in Àlora eingelegt haben, wo wir am Abend der Band beim Üben für die Prozessionen der anstehenden Semana Santa zuhören konnten.

Am nächsten Morgen ging es auf Richtung Ronda, Marvin war schon vor mehr als fünfzehn Jahren dort und hat es schön in Erinnerung. In der Nähe gibt es einen Campingplatz, der uns von einem netten Schweden auf dem letzten Stellplatz empfohlen wurde. Dort wollten wir für ein paar Tage bleiben. Marvin musste allerdings noch arbeiten, weshalb wir in einem Park stehen als meine Eltern neben uns angerollt kommen, um uns unseren Kochlöffel wieder zu bringen (props gehen raus an „Wo Ist?“) – hat sich dann rausgestellt, dass sie den gleichen Campingplatz ansteuern wollten wie wir, weshalb wir nochmal ein Wochenende gemeinsam verbracht haben. Samstags haben wir zusammen Ronda erkundet, was wirklich sehr schön ist und mitten im Tal von einer Schlucht durchzogen wird. Natürlich treibt es hier auch den ein oder anderen Reisebus hin, aber gerade für einen Samstag hat es sich abseits der Aussichtspunkte absolut in Grenzen gehalten.  Marvin konnte sich aber auch nicht erinnern, dass damals schon so viel außerhalb der Altstadt bebaut gewesen ist, hier hat vermutlich auch der Tourismus seinen Teil zu beigetragen. Hier gibt es unsere Ronda-Galerie:

Am Sonntag gab es dann noch eine kleine Vater-Tochter-Wanderung, ehe es das zweite Abschiedsessen gab, bevor jeder wieder in seine Richtung gefahren ist, die sich aber früher oder später wieder kreuzen werden – mal schauen wie oft?

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