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Endlich Sommer!

Weiter ging es für uns durch die Slowakei nach Österreich. In der Slowakei ist wieder Straßenmaut fällig, die man aber bequem online zahlen kann und dann über das Kennzeichen erkannt wird, wir haben für den kürzesten Zeitraum (7 Tage) 10€ gezahlt. Auch wenn wir nicht mal einen halben Tag in der Slowakei unterwegs waren, da wir keinen Stopp eingelegt haben und lediglich durchgereist sind, war es das Geld wert, denn die Straßen sind in Top-Zustand, sodass wir in Nullkommanix in Österreich an der Grenze standen. In Österreich kann man die Maut zwar auch online zahlen und wird dann über das Kennzeichen registriert, aber nur wenn man ein Voraus-Planer ist, was wir ja (wie ihr vermutlich schon bemerkt habt) nicht sind. Denn in Österreich zählt die Maut dann erst nach 18 Tagen, denn so lange gilt das Widerrufsrecht für Online-Käufe. Den Sinn verstehen wir nicht so ganz und einer von uns hatte schon Panik, dass wir uns jetzt so eine doofe Plakette an die Windschutzscheibe kleben müssen… Netterweise gibt’s aber vor dem Grenzübergang Automaten, an denen man sich die digitale Vignette auch kaufen kann und die dann sofort zählt. Hier haben wir 9.50 € für 10 Tage bezahlt. Der österreichische Grenzübergang war dann auch tatsächlich der allererste Grenzübergang, an dem wir „kontrolliert“ wurden und das vom auch noch vom Militär. Kurz dachte ich schon, dass die jetzt unser Auto filzen und wir unser ganzes Chaos ausräumen müssen, allerdings hatten die zwei jungen Männer (ungefähr in unserem Alter) das nicht im Sinn. Unsere Ausweise wurden angefordert und lachend gefragt, ob der Hund denn auch einen Ausweis habe, damit dass ich mit „Ja, klar“ antworte und ihnen Caspers Pass hinhalte, haben sie wohl nicht gerechnet. Umso lustiger fanden sie das Ganze, haben die Ausweise alibimäßig überflogen und wir konnten weiterfahren. Gelandet sind wir dann auf einem „kostenfreien Wohnmobilstellplatz“ in Kritzendorf. Eigentlich war es nur ein P+R-Parkplatz mit einer Entsorgungsstation, aber es standen bereits drei weitere Camper da und auch die Leute die früher hier waren, konnten ohne Probleme dort übernachten. Das haben wir dann auch gemacht, die Lage war nämlich super, sodass wir am nächsten Tag mit Zug und S-Bahn nach Wien rein konnten.

Der Tag hat damit angefangen, dass sich alle Türen im hinteren Zug nicht öffnen ließen und wir dann knapp vor Abfahrt in die letzte offene Tür des Abteils reingehüpft sind, immerhin waren wir hier nur mit zwei anderen Frauen und haben daher Casper keinen Maulkorb angelegt. Tja, nur blöd, dass die Türen auch an allen folgenden Stationen nicht aufgegangen sind und die Tür, durch die wir reingekommen sind, sich wohl nur von außen öffnen ließ. Wir mussten zum Glück sowieso bis zur Endstation fahren, allerdings sind wir auch dort nicht aus dem Zug gekommen, der Notknopf für die Türöffnung ging auch nicht und der Zug war so alt, dass es dort keine Überwachungskameras gab, so wie wir das von der S6 daheim gewohnt sind. Zum Glück gab es dafür noch Schiebefenster, die sich so weit öffnen ließen, dass Marvin auf den Bahnsteig um Hilfe rufen konnte, bis uns endlich zwei Passanten bemerkt und den Zugführer informiert haben. Der junge Herr fand es so semi-lustig und hat gefragt, wie wir denn bitte in einen abgeschlossenen Zug gelangt sind, scheinbar haben wir wohl die einzige nicht abgeschlossene Lokführer-Tür erwischt, uppsi.

In Wien angekommen, waren wir glaube ich durchweg überfordert, es war die Hölle los (es war wohlgemerkt Sonntag), so viele Menschen haben wir in keiner der bisherigen Städte angetroffen. Pferdekutschen reihen sich hinter dicke Autos ein, Menschen stehen Schlange für Fotos schießen, die Schirme von den Touristenführern werde in die Höhe gestreckt, Polizei fährt mit eingeschalteter Sirene durch die kleinsten Gassen und überfüllten Plätze. Die Innenstadt ist ungelogen mit den alten Gebäuden beeindruckend, aber uns war das Ganze viel zu pompös und groß. Wir wollten in einen Park flüchten, aber Hunde waren hier verboten. Die eingezäunten Hundeauslaufzonen war alle sehr voll (Casper hat’s ja nicht so mit anderen Hunden, wenn die ihn nicht in Ruhe lassen) und so sind wir durch den Park beim Rathaus geschlendert, wo Hunde (und vermutlich auch Menschen) die Grünflächen nicht betreten dürfen. Danach sind wir weiter ins Studentenviertel und haben uns schon deutlich wohler gefühlt, hier gab es viele kleinere Cafés und Shops und die Menschenmassen haben den Weg hier her noch nicht gefunden. Für uns gab es dann lecker Mittagessen und sogar Casper hat Wassernapf und ein Teller voller Leckerli bekommen. Übers Museumsviertel und kleine Seitengassen sind wir dann aber auch schon zurück zur U-Bahn und haben Wien wieder verlassen. Übernachtet haben wir nochmal auf dem P+R-Parkplatz, diesmal waren wir ganz alleine, aber bisher scheint es hier wohl noch toleriert zu werden (rechtlich ist frei stehen in Österreich aber verboten).

Ursprünglich wollten wir am nächsten Tag nochmal nach Wien, um ein bisschen shoppen zu gehen, die Menschenmassen vom Vortag und die unklare Parksituation (zeitlich nur sehr begrenztes und erschwertes Parken für Nicht-Anwohner) haben uns dann aber davon abgehalten. Wir hatten aber auch gemerkt, dass die viele Fahrerei uns etwas ausgelaugt hat, daher haben wir uns für die nächsten zwei Nächte über vansite.eu einen Stellplatz in der Steiermark gebucht. Für 5€ kann man hier direkt unterhalb eines Cafés in einem kleinen Dörfchen stehen. Dort angekommen haben wir nur leider niemanden angetroffen, geschweige denn die Gastgeberin erreicht (das Café hatte während unseres geplanten Aufenthaltes auch nicht offen), also sind wir erst einmal eine Runde laufen gegangen. Vorbei an kleinen Dörfchen und Weinfeldern sind wir einmal um den Weinberg gelaufen und zurück. Am Café haben wir dann eine andere Dame getroffen, die uns zumindest sagen konnte, wo wir parken dürfen – zu den anderen Dienstleistungen (Toilette, Strom, Feuerstelle), haben wir aber keine Info bekommen, zum Glück sind wir autark unterwegs. Dafür war der Stellplatz wirklich schön, man hat sich gefühlt, als würde man ganz allein auf einer Lichtung stehen, obwohl das Café keine 100m weg war, mit Ausblick auf die Weinberge und Wald. Lustigerweise habe ich dann auch rausgefunden, dass eine Freundin von mir in genau der Gegend aufgewachsen ist, die uns dann auch direkt mit Ideen versorgt hat, was wir alles in der Region unternehmen könnten.

Der Stellplatz mit Ausblick auf die Weinreben

Am nächsten Tag haben wir dann nach langer Zeit das Auto mal wieder stehen lassen und sind zu Fuß nach Hirnsdorf gelaufen. Die ganze Gegend hier ist super idyllisch mit Weinanbau, alten Häuschen, kleinen Dörfchen und das Wetter war einfach perfekt mit strahlend blauem Himmel und Sonnenschein, wir haben uns unglaublich wohl gefühlt. Auch wenn die meisten Buschenschenken erst gegen Wochenende aufmachen, haben wir ein nettes kleines Restaurant gefunden, wo es für uns Radler & Kuchen gab und wir hatten, seit wir unterwegs sind, das erste Mal ein richtiges „Sommergefühl“ (wohlgemerkt im Oktober, bei 22°C).

Dank persönlicher Reiseplanerin via WhatsApp ging es dann für uns am nächsten Tag weiter zur Raabklamm, dort sind wir den oberen Teil entlanggewandert und über Dürntal zurück. In Dürntal sind wir im Dürntalwirt eingekehrt, wo es Sturm & Jause (= neuer Süßer & Versperplatte) gab, ehe wir den restlichen Weg durch die Klamm zurück zum Auto sind. Auf dem Weg sind wir noch auf eine sehr unbeeindruckte Herde Gämse getroffen, die Casper allerdings sehr beeindruckt haben. Umso kaputter war er dann, als wir über die Bergstraße zum Schöcklkreuz gefahren sind, um dort die Nacht zu verbringen. Auf der Fahrt wurden wir dann noch mit einem unglaublich schönen Sonnenuntergang verwöhnt, der den wunderbaren Tag noch abgerundet hat.

Der Morgen hat mit einer Wanderung auf den Schöckl angefangen, etwas weniger als eine Stunde ging es stetig bergauf für uns, bis wir an der Gipfelstation angekommen sind. Dort gab es Frühstück mit schönstem Ausblick auf die Bergkette und die rote Wand (die auch sehr schön zum Wandern sein soll, hat aber zeitlich bei uns nicht reingepasst), eher wir wieder zum Auto zurück sind. Weiter ging es nach Graz, wo wir erst einige Male im Kreis gefahren sind, ehe wir einen passenden Schattenparkplatz gefunden haben, weil wir ohne Casper in die Stadt wollten. Und Graz hat uns dann doch deutlich besser gefallen als Wien, kleiner, familiärer, eindeutiger Studentenvibe und die kleinen Gassen um den Schlossberg haben uns an Basel erinnert. Am Nachmittag sind wir dann noch in einen Waschsalon, der zwar deutlich ineffizienter und teurer war als der in Tartu, aber dennoch besser für unser Gemüt. Zudem konnte man im nahgelegenen Park (der auch wieder eine Hundeauslaufzone hatte) schön laufen gehen. Abends ging es dann weiter bis kurz vor die slowenische Grenze, dort haben wir bei einem Gasthof neben einem Weiher übernachtet. Wir haben damit gerechnet, dass dort eventuell 2-3 Plätze zur Verfügung gestellt werden, allerdings war rund um den Weiher und auf der Wiese alles bumsvoll mit Campern (sicherlich über 20 Stück). War uns aber egal, die einzig verfügbare, sehr rustikale, Dusche war frei und wir wollten dort sowieso nur die Nacht verbringen, da waren die 10€ dann auch okay und für uns zweckmäßig.

Immer wieder freitags – heißt Marvin hat den Vormittag über gearbeitet, während wir auf einem Einkaufsparkplatz standen und ich einige Einkäufe erledigt habe. Als es am Mittag dann aber zu heiß im Auto wurde sind wir auf Empfehlung in die „steirische Toskana“ gefahren, heißt über die Wienstraße hoch in die Weinberge von der Steiermark. Und oh wie war das schön, allein die Fahrt war schon unglaublich malerisch. Zwar war die Hölle los da Wochenende, bestes Wetter & Weinsaison war und daher auch jeder Buschenschank seine Türen geöffnet hatte, aber wir haben uns dennoch einen Platz am Straßenrand ergattert. Von dort sind wir durch die Weinberge und Wälder gewandert und hatten den perfekten Abschluss von unserem definitiv zu kurzen Stopp in Österreich. Die Tage waren so unglaublich erholsam, wir haben uns richtig wohl und ein bisschen wie zuhause gefühlt, jeder einzelne Mensch, den wir getroffen haben, war so freundlich zu uns und alles hat gepasst. Dennoch mussten wir weiter, da wir am Sonntag bereits eine Verabredung in Kroatien hatten. Wir kommen definitiv zurück in die Steiermark und wollen auch die ganzen anderen schönen Orte von Österreich noch sehen (Tirol steht schon lange auf meiner Bucket-List), allerdings lässt sich das zeitlich auch mal in einem kürzeren Urlaub realisieren, weshalb wir uns jetzt erst einmal auf die Erkundung der weiter entfernteren Länder fokussieren.

Innerhalb von 10 Minuten waren wir dann auch schon in Slowenien, aber auch das Land war für uns nur Durchfahrtsland. Wir waren einkaufen und wollten dann einen der vielen kostenlosen Wohnmobilstellplätze anfahren, allerdings war der erste gerade wegen Dorffest gesperrt und der nächste komplett voll. Beim dritten gab es eigentlich auch keinen Platz mehr, allerdings haben wir uns dort dann an die Seite gestellt, was für alle in Ordnung war. Jeder der Stellplätze war mit einer super Ver- und Entsorgungsstation und Strom ausgestattet und wird einem kostenlos zur Verfügung gestellt – sowas gibt von uns einen riesigen Daumen hoch und auch einige andere Länder könnten sich davon mal eine Scheibe abschneiden (unter anderem Deutschland).

Und schon hieß es: Hallo Kroatien! Für uns ging es ohne Stau direkt über die Grenze auf eine menschenleere Autobahn. Gefahren sind wir zu einem kleinen Campingplatz in Osalj, durch die massiven Fluten, die es durch die vorangegangene Dürre auch in Kroatien gab, waren hier zwar nur wenige Plätze befahrbar, allerdings waren wir bei Ankunft die einzigen Camper und haben problemlos ein Plätzchen gefunden.

Der Campingplatz

Sonntag morgen ging es dann für uns auf zu den Plitvicer Seen, dort waren wir mit einer guten Freundin von mir verabredet, die gerade auf Balkan-Roadtrip mit ihrem Bruder war. Zusammen sind wir durch den Park gewandert, es war zwar noch einiges los, allerdings lange nicht so viel wie hier im Sommer auf den Holzstegen los sein wird. Und gegen Abend haben sich auch die Holzstege fast komplett geleert. Zwar hatten wir keinen Sonnenschein, dennoch waren die Herbstfarben in Zusammenspiel mit dem türkisblauen Wasser unglaublich schön anzusehen. Wir würden auf jeden Fall nochmal kommen, aber wieder nur in der Nebensaison und dann vielleicht noch mit etwas Sonnenschein. In der Nebensaison hat man dann auch bessere Chancen die Tickets umzubuchen, im Sommer scheinen hier wohl einige Leute Schlange zu stehen, wenn sie in den Park wollen und nicht vorher Online-Tickets gebucht haben. Übrigens ist in den Tickets auch der Zug zu den oberen Seen (eher ein umgebauter Unimog mit Wagons) und das E-Boot über den großen See inklusive, daher können hier natürlich auch lauf-faule Menschen oder aber auch Menschen mit eingeschränkter Mobilität einiges vom Park sehen. Wer lieber alleine läuft nimmt einfach den Weg, wo man den größten Part richtig laufen muss, ganz ohne volle Holzstege kommt man aber nicht durch den Park, aber da muss man dann einfach durch, der Anblick ist es in jedem Wert!

Montagmorgen ging es direkt weiter mit den „Terminen“ – wir haben hin und her überlegt, wie wir weiter Richtung Griechenland fahren wollen. Wir haben für Casper bisher keinen Tollwut-Titer bestimmen lassen, was für Reisen durch EU-Länder kein Problem ist, aber zum Problem wird, wenn man die EU verlässt und dann wieder rein will. Sobald man durch nicht gelistete Drittländer fährt, heißt Länder in denen Tollwut vorkommt oder der Seuchenstatus unbekannt ist, darf man nur zurück in die EU, wenn bei dem Hund vorher ein ausreichender Titer (natürlich nur in einem von der EU anerkannten Labor) bestimmt wurde und eine Infizierung daher ausgeschlossen ist. Wenn das nicht gemacht wurde und man an der Grenze kontrolliert wird, muss man dem Hund in dem Land Blut abnehmen und testen lassen und darf nach frühestens 3 Monaten wieder in die EU einreisen. Naja und Albanien und Montenegro sind genau solche nicht-gelisteten Drittländer. Daher hatten wir folgende Optionen:

1. Fahrt über Ungarn (EU) oder Bosnien (gelistetes Drittland), Serbien und Bulgarien: Zu großer Umweg, unklares Sicherheitsrisiko, Wetter/Straßenverhältnisse könnten Richtung Winter problematisch werden

2. Fähre Kroatien – Italien, Italien – Griechenland: Kosten knapp 1000€, wenn wir nicht 20 h an Deck verbringen wollen, mit Hund darf man nicht in geschlossene Bereiche, nur speziell gemietete Kabinen. An Deck „nur“ ca. 800€

3. Darauf hoffen an den Grenzen nicht kontrolliert zu werden: Falls doch Kontrolle, 3 Monate in Albanien oder Montenegro festhocken

4. Titer in Kroatien bestimmen lassen: Direkter Weg über Montenegro und Albanien möglich, Option andere nicht gelistete Dritt-Länder zu besuchen (Titerbestimmungen zählen lebenslänglich, solange man die Impfung immer im vorhergesehenen Zeitraum auffrischt)

Ich denke man muss kein Experte in Kosten-Nutzen-Analysen sein, um zu schlussfolgern, dass unser Termin beim Tierarzt war. Per E-Mail hatte ich die Woche vorher abgeklärt, ob das so möglich sei und am nächsten Morgen hatte ich schon die Antwort, wann die Analysen stattfinden, wieviel sie kosten und dass das ganze vom anerkannten Labor durchgeführt wird. Sowohl Tierarzt als auch Labor sind in Zagreb ansässig, daher ging es dort morgens hin. Danach wollten wir in Zagreb parken, da Marvin arbeiten musste und ich mir die Stadt anschauen beziehungsweise in ein Museum wollte. Nach einer Stunde Parkplatz suchen (noch nie so eine katastrophale Parksituation wie in Zagreb gesehen, alle Parkplätze maßlos überfüllt), haben wir dann den zentralsten Parkplatz angefahren, der zu unserer Überraschung quasi leer war, vermutlich weil es auch der teuerste war, aber das war uns dann nach einer Stunde Kamikaze fahren auch egal.

Nach einem kleinen Frühstück vom Bäcker bin ich dann los zum „Museum der zerbrochenen Beziehungen“, mal ein Museum der anderen Art. Neben eher verrückten Dingen wie aufbewahrtem Wundschorf des Ex-Freundes, der sich beim Motorradunfall verletzt hat, um ihn im Falle eines schweren Unfalls klonen zu können oder Voodoo-Puppen aus den Klamotten der Verflossenen Bekanntschaften, um immer ein Stück von ihnen bei sich zu haben gab es auch andere Dinge wie ein zerstörtes Hochzeitstape vom Vater der eine schreckliche Frau geheiratet hat, die ihn ausgebeutet und ihm das Geld für das Hospiz vorenthalten hat, ein Hochzeitskleid das wegen dem Tod vom Partner leider nie getragen werden konnte oder alte Liebesbriefe von der verstorbenen Oma an eine unbekannte große Liebe. Neben den sehr creepy und traurigen Dingen gab es aber auch lustige Dinge wie zum Beispiel die letzte Packung von einer Fertig-Pizza-Backmischung, die wegen Gluten-Intoleranz leider nie mehr gegessen werden konnte (finde ich glaube auch nur witzig, weil es zum Glück mittlerweile glutenfreie Varianten gibt, sonst wäre das schon auch sehr traurig) oder einen völlig verhunzter Strickpullover mit unterschiedlich langen Ärmeln, Mustern, eingestricktes Herz am falschen Fleck um die ständig ändernde Meinung des Ex-Freundes zu symbolisieren. Kurzum schicken hier Menschen Dinge hin, die sie an vergangene Beziehungen erinnern, die sie aber nicht mehr zuhause haben können / wollen, es aber auch nicht übers Herz bringen sie wortlos wegzuschmeißen. Ich find die Idee ganz wunderbar und kann es jedem nur empfehlen, sich das bei Gelegenheit anzuschauen, sehr emotionale Menschen sollten vielleicht auch Taschentücher einpacken.

Danach bin ich noch etwas durch die Stadt geschlendert, die aber sonst nicht so mein Fall war. Marvin und Casper habe ich dann noch in einem kleinen Café getroffen, wo wir das weitere Vorgehen besprochen haben.

Da es bis zum Erhalt der Titer-Ergebnisse mindestens 7 Tage dauern sollte haben wir uns entschlossen mal „Urlaub vom Urlaub“ zu machen. Denn auch wenn es sich alles immer super toll anhört und wir ja wirklich hauptsächlich Urlaub machen, mehr Freizeit haben, nicht oder weniger arbeiten, bringt das Leben im Auto und ohne festen Wohnsitz einfach andere Anstrengungen mit sich. Man weiß selten, wo man am Abend steht, muss gegebenenfalls mehrere Plätze oder weite Strecken anfahren, muss sich darum kümmern, woher man Frischwasser bekommt, und Abwasser entleeren kann, wo man anständig mit dem Hund spazieren gehen kann, wann man am besten duscht (Wasser muss vorgeheizt und genug im Tank sein, danach muss das Abwasser wieder entsorgt werden, …) etc. Es ist einfach eine andere Form von „Stress“, ich hoffe man versteht, was ich damit sagen will, und es soll kein beschweren sein, lediglich eine Darstellung, dass nicht immer alles super lässig ist. Lange Rede kurzer Sinn, wir wollten ans Meer und einfach ein bisschen abschalten, weshalb wir in Krk auf einen super schicken Campingplatz gefahren sind, auf dem es alles gab, was man braucht und noch viel mehr und das lassen die sich auch bezahlen. Trotz kompletter Nebensaison haben wir knapp 40€ die Nacht gezahlt, verglichen in der Hochsaison, wo uns der exakt gleiche Platz allerdings mehr als 100€ die Nacht gekostet hätte, war das natürlich ein richtiger Schnapper und war einfach grad perfekt für uns und Entspannung pur. Von hier aus konnten wir direkt im angrenzenden Wäldchen mit Casper gehen, am Meer liegen, baden gehen und zu Fuß ins Städtchen Krk laufen. Zwar war auf dem Camping und daher auch im Städtchen schon noch ein bisschen was los, aber diverse Hotels und Bars hatten schon geschlossen, die Fenster verrammelt, Stühle hochgestellt, etc. Die Gassen von Krk, die im Sommer vermutlich nur im Gänsemarsch begehbar sind, waren teilweise leer, was wir natürlich super fanden, aber auch sehr deutlich zeigen, dass hier alles nur auf Tourismus ausgelegt ist.

Die meisten anderen Campingplätze hatten bereits geschlossen und der hier hätte am Sonntag ebenfalls geschlossen, weshalb wir dann am Freitag schon abgereist sind. Über den Mittag haben wir auf der Insel in einem kleinen Örtchen geparkt, ich bin mit Casper die Strandpromenade entlanggeschlendert und fand es erneut so verrückt wie leer gefegt alles war. Aber dadurch hatten wir auch die Hoffnung, dass wir jetzt außerhalb der Saison recht gut freistehen können, ohne Probleme zu bekommen. Daher haben wir das auch gleich in Angriff genommen und uns ein Plätzchen gesucht – Fakt ist aber, dass es am Meer einfach sehr wenige Plätze gibt, wo man guten Gewissens (nicht direkt im Dorf oder neben einem Campingplatz) freistehen kann. Wir haben uns dann für einen Geröll-Platz entschieden, der augenscheinlich neben einer Öl-Pipeline war, die direkt bis nach Rijeka zur Öl-Raffinerie führt, aber für eine Nacht definitiv ausreichend war und gestört hat es niemanden, dass wir hier übernachtet haben. Wirklich idyllisch war der Platz dann aber auch nicht und groß zum Erkunden gab es ebenfalls nichts, allerdings hatte Marvin etwas weiter im Inland einen See zum Umrunden gefunden, zu dem wir dann aufgebrochen sind. Rund um den See befanden sich einige Beach-Bars, Trimm-Dich-Pfade und Hinweisschilder für einen Touristenzug und Kutsche, scheinbar waren wir mal wieder bei einer ziemlichen Touristen-Attraktion gelandet, außer ein paar Einheimischen haben wir aber nicht viele Menschen getroffen.

Der kleine Pinscher-Welpe von Zorah

Auf der Suche nach dem Stellplatz sind wir dann auf einen Platz gestoßen, wo Mutter und Sohn auf ihrem Privatgelände gerne Camper übernachten lassen, welchen wir dann angesteuert haben. Und tatsächlich hat Marvin einfach nachgefragt und wir wurden mit offenen Armen empfangen, Marko hat sein Auto direkt weggestellt, dass wir auf einem flachen Teerstück stehen konnten und meinte direkt Zorah (seine Mama) wartet schon mit Schnaps und Kaffee. Kaum saßen wir draußen im Garten am Tisch mit Kaffee, Keksen und Schnaps, kamen noch Freunde von Marko, die uns alle super herzlich begrüßt haben. Wie selbstverständlich wurde dann für uns der Mittagstisch mitgedeckt und es gab selbstgemachtes Gulasch mit Gnocchi für alle, bevor wir gemeinsam spazieren gegangen sind und nochmal auf einen Kaffee in einer kleinen Kneipe eingeladen wurden. Mit Marko und Zorah kann man sich weitestgehend auf Englisch unterhalten, von Markos Freunden hat der Sohnemann mit seinen knapp 12 Jahren schon wirklich super Englisch gekonnt und seine Mama konnte auch ein paar Grundlegende Sachen. Die Freundin von Zorah hat uns unbeirrt auf kroatisch an den Gesprächen teilhaben lassen, was uns aber entweder übersetzt wurde oder auch ohne eine Antwort von uns Freude bereitet hat. Allen in allem wurden wir einfach behandelt, als wären wir schon lange Freunde der Familie und das alles super selbstverständlich. Am Abend gab es dann nochmal was zu Trinken und wir durften Bekanntschaft mit dem kleinsten Welpen, den ich je gesehen habe, machen. Okay, es war auch ein Pinscher-Welpe der knapp über einem Monat war und daher in Deutschland niemals schon von seiner Mutter hätte getrennt werden dürfen, aber er war trotzdem unglaublich niedlich. Dann ging es aber für uns auch recht früh ins Bett, weil uns der Tag mit der ganzen Gastfreundschaft und den vielen Eindrücken ordentlich geschafft hatte.

Da die beiden schon im Naturschutzgebiet des Risnijak-Nationalparks wohnen konnten wir am Morgen einen wunderschönen Spaziergang durch den Herbstwald und den aufsteigenden Nebel machen, ehe wir von Zorah Kaffee serviert bekommen haben. Etwas enttäuscht, dass wir nichts frühstücken wollten, haben sie und Marko uns dann aber sehr liebenswürdig verabschiedet.

Parkplatz vor Zorahs Haus

Da wir durch die Woche davor am Meer noch von warmen Temperaturen verwöhnt waren, haben wir dann nach den 7 Grad am Morgen doch entschieden erstmal wieder vor ans Meer zu fahren und den „Golden October“ weiter auszukosten. Dort sind wir erneut auf einem Campingplatz wieder auf der Insel Krk gestrandet, wo wir bis Dienstag nochmal das Wetter und den Luxus von richtigen Toiletten und heißen Duschen genossen haben.

Nachdem wir dann mal beim Tierarzt angefragt haben, wurde uns auch mitgeteilt, dass die Ergebnisse per E-Mail schon vorlägen (Titer scheint „more than good“ zu sein) aber das Original-Dokument noch fehle, es aber sicherlich diese Woche noch ankommen würde. Daher haben wir entschieden uns schon langsam wieder auf Richtung Zagreb zu machen. Im Inland ist es auch etwas einfacher Schlafplätze zu finden, weshalb wir den ersten Stopp beim Kamačnik Kanjon, einer wunderschönen Klamm, eingelegt haben. Die Klamm sind wir dann entlang gewandert bis zu dem Ort, wo der Fluss entspringt. Dieser entspringt aus einer unterirdischen Quelle, die noch von Tauchern erforscht wird, weiter als 150 m im 7x8m Tunnel sind sie bisher noch nicht gekommen.

Übernachtet haben wir dann mit noch einem anderen Camper nahe der Klamm auf einem Picknickplatz ohne Probleme. Mit der Hoffnung, dass die Ergebnisse jederzeit beim Tierarzt eintreffen, sind wir dann wieder nach Zagreb reingefahren. Dort haben wir neben dem Maksimir-Park geparkt, durch den wir dann gemütlich geschlendert sind. Und hier hat sich Zagreb dann wieder von einer sehr schönen Seite gezeigt, auch wenn die Stadt nicht wirklich schön war, war der Park sehr schön gestaltet.

Leider kam auch nachdem wir einkaufen waren kein Anruf vom Tierarzt, weshalb wir einen Platz etwas außerhalb von Zagreb angesteuert haben. Der Parkplatz selber gehört zu einem Restaurant, dessen Inhaber auch die dortige Tropfsteinhöhle betreibt. Daher haben wir uns dort ein schönes Abendessen gegönnt, was wirklich super lecker war. Als wir gegen Ende erwähnt haben, dass wir dort geparkt haben, hat der Kellner, ohne unsere weitere Frage abzuwarten, schon gemeint „yeah, yeah you can sleep there“, was uns etwas peinlich berührt hat, aber immerhin hatten wir so einen ruhigen Parkplatz für die Nacht, die nur hier und da vom bellenden Hofhund in der Ferne unterbrochen wurde.

Der Angelturnier-See

Mittlerweile ist Freitag, wir stehen auf einem Parkplatz am See wo im Minutentakt Leute kommen und gehen (irgendwie haben wir ein Händchen für die frequentierten Attraktionen hier?) und warten immer noch auf den Anruf von der Tierklinik. Kleine Ergänzung: Hab dann beim spazieren gehen rausgefunden, dass wohl grad das Angelturnier des Jahres hier stattfindet – Deutsche, Österreicher, Kroaten, alle haben ihr Camper an ihrem zugeweisenen Spot aufgebaut um den größten Fisch zu fangen.

Drücken wir die Daumen, dass der heute noch kommt denn langsam soll es weiter in den Süden, wir wollen gerne in Albanien ankommen bevor der erste Schnee in den Bergen fällt.

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