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Planänderung & Inselhopping

Kleine Planänderung – es war schon lange klar, dass wir uns mit meinen (Neeles) Eltern in Norwegen treffen wollen. Irgendwann hatten wir dann auch entschieden, dass die Lofoten dazu vermutlich am besten wären, weil wir dort alle hinwollten. Und kurz nachdem wir auf Senja angekommen sind, war dann auch klar, dass meine Eltern schon am Montag mit der Fähre in Moskenes ankommen würden. So wurde uns dann auch die Entscheidung abgenommen, ob wir den Umweg auf die Touristen-Route in Senja nehmen. Wir hatten 3 Tage, bis meine Eltern ankommen und noch einige Kilometer vor uns, zudem war das Wetter nicht so einladend und im Ånderdalen-Nationalpark, der uns nach Senja gezogen hatte, hatte es bereits nur noch knapp über 0 Grad. Und daher haben wir uns dafür entschieden uns direkt auf den Weg zu den Lofoten zu machen. Und somit ging unsere erste Etappe von kurz vor Husøy bis nach Harstad, genauer gesagt Kasfjord. Da wir keine Lust auf E6 hatten, haben wir uns für die etwas Ländlichere (eigentlich sind alle Straßen in Norwegen ländlich) über die 84 und dann 848 entschieden. Und am nächsten Tag führte uns dann Etappe zwei von Kasfjord bis nach Reine auf den Lofoten. Dabei haben wir versucht noch nicht zu viel von der Strecke wahrzunehmen, weil wir ja dieselbe Strecke nochmal von unten nach oben zusammen mit meinen Eltern fahren würden. Aber ignorieren kann man die Schönheit der Strecke natürlich auch bei Regenwetter nicht. Die Nacht haben wir dann auf einem recht uncharmanten Asphaltparkplatz zwischen Reine und Moskenes verbracht, der vollgepackt war mit anderen Campern, ca. 90% davon Deutsche – und das, obwohl die Saison eigentlich schon vorbei war, wir waren definitiv gespannt, wie das die nächsten Tage werden würde.

Wir sind dann zu Fuß zum Fähranleger in Moskenes gelaufen, wo uns meine Eltern aufgegabelt haben und wir zusammen nach Å gefahren sind – das wohl berühmteste Dörfchen der Lofoten. Lange haben wir nicht zur Besichtigung gebraucht, denn Å ist wirklich klein, aber die Fischerhüttchen haben einfach ihren Charme. Und dann kam auch schon der erste Reisebus an, eine „Kanelsnurr“ durfte natürlich trotzdem nicht fehlen, bevor wir zusammen zurück auf unseren charmanten Parkplatz gefahren sind, wo wir dann noch eine Nacht verbracht haben.

In Reine mussten wir unsere Camper dann nochmal be- und entladen, denn viele Service-Stationen gibt es auf den Lofoten nicht wirklich. Währenddessen hat sich die Sonne durch die Wolkendecke gerungen und alle Leute auf die Straßen gespült, es war unglaublich zu sehen, was in Reine an Autos und Menschen unterwegs war, immer noch einem wirklich kleinen Dörfchen. Auf die Wanderung auf den Reinebringen haben wir tatsächlich aufgrund der Menschenmassen verzichtet, mit mittlerweile dann auch zwei Hunden Treppen laufen, wo man ständig halten muss, um die anderen vorbeizulassen, macht einfach keinen Spaß.

Reine bei Sonnenschein

Da das Wetter aber recht vielversprechend aussah, wollten wir die Chance trotzdem für eine Wanderung nutzen und haben uns für den vermeintlich weniger populären Wanderweg zum Ryten entschieden, von welchem man einen wunderbaren Blick über den Kvalvika Strand haben soll. Nun ja, wirklich weniger populär war der Weg vielleicht auch nicht, so viele Leute haben wir auf der ganzen Norwegen Reise (außer vielleicht auf den Sherpas in Tromsø) nicht auf allen Wanderungen zusammen getroffen. Dennoch waren wir schon auf dem ersten Plateau und haben uns durch diverse Matschgruben geschlagen, daher sind wir weitergelaufen, bis wir schließlich den Kvalvika Strand von oben sehen konnten. Weißer Sandstrand trifft auf türkises Wasser in einer Bucht, die von steilen Bergen umgeben ist. Das hat einfach seinen eigenen Charme und hat bisher für uns noch nicht an Impression verloren. Aber dann hat uns das eh schon trügerische Wetter komplett im Stich gelassen, das Wetter ändert sich hier super schnell und ist von Inselseite zu Inselseite teileweise schon unterschiedlich, während in Reine die Sonne schien sind wir schon bei bewölktem Himmel gestartet. Und dann hat auch noch ein Dauerniesel eingesetzt, weshalb wir umgedreht sind (wir waren noch nicht auf dem Ryten oben). Der Niesel hat uns in kürzester Zeit komplett durchnässt, die matschigen Wege noch weiter aufgeweicht und dennoch sind uns gefühlte Horden an Menschen entgegengekommen. Wir hatten aber definitiv keine Lust mehr und sind schnellstmöglich zurück zu unseren Autos geflohen – nicht der beste Wandereinstieg auf den Lofoten, aber es sollten noch bessere Tage kommen.

Am nächsten Tag ging es dann nach Nusfjord, noch ein Fischerdörfchen, nicht wirklich größer als Å, aber als wir angekommen sind, war fast nichts los. Ob das vielleicht daran lag, dass man 100 NOK Eintritt pro Person zahlen muss? Die 100 NOK waren es aber definitiv wert. Das Dörfchen erscheint vorrangig in Gelbtönen, besteht aber hauptsächlich aus den typischen „Rorbus“, den Fischerhüttchen, die an Gäste vermietet werden. Zudem gibt es eine alte Bäckerei, ein Restaurant, ein Café und einen kleinen Souvenirladen, dessen Einrichtung aber noch aus Anno dazumal stammt und somit urgemütlich ist und keinem Touri-Standard-Shop ähnelt. Wir haben dann noch versucht uns Nusfjord vom gegenüberliegenden Leuchtfeuer anzuschauen, allerdings war der Weg eher nicht Straßenschuh-tauglich und keiner von uns hat es ganz zum Leuchtfeuer geschafft. Dennoch konnten wir den Vormittag in Nusfjord in vollen Zügen genießen, die Sonne hat öfter mal durch die Wolken gespickelt und dann haben wir noch die letzte Kanelsnurr vor Saisonende ergattert – die Bäckerin hat sich tatsächlich mit den Worten verabschiedet, dass sie die nächsten 9 Monate jetzt in den Urlaub geht, bevor sie für den Start der neuen Saison wieder öffnet. Verrückt, wie sich hier tatsächlich alles um den Tourismus dreht.

Nachmittags ging es für uns dann nach Leknes einkaufen und die umliegenden Läden (was nicht viele waren) erkunden, bevor wir uns bei Stamsund einen Platz für die Nacht gesucht haben. Von dem Platz aus hatte man 1A-Sicht auf den Fähranleger, sodass wir zwei Hurtigruten an- und ablegen sehen konnten. Eine davon die neuste der Hurtigruten-Flotte, die erst seit Mai diesen Jahres durch die See schippert. Auch wenn keiner von uns je vor hat auf so einem Ding zu reisen, sind sie doch irgendwie sehr beeindruckend anzusehen und die Details (was für fancy Zeug hat die an Bord, was ist der Zeitplan, etc.) zu recherchieren. Aber wir sind nicht nur zum Hurtigruten-Geiern hierhergekommen – wer mich / meine Mama kennt, weiß dass sie seeeehr gerne strickt und nahe Stamsund gibt es den Hauptsitz von „Lofoten-Wool“, welchen meine Mama am nächsten Tag besuchen wollte. Gesagt getan wurde der Shop besucht, was aufgrund der Größe allerdings nicht allzu lange gebraucht hat. Dennoch gab es Wolle und eine Strickanleitung, bevor es weiter zum nächsten Standard-Lofoten-Highlight dem Haukland und Uttakleiv-Strand ging. Schon bei der Stellplatz-Suche hat man gemerkt, dass hier einiges los ist (wir wollen wirklich nicht wissen, was hier erst in der Hochsaison abgeht) – die kostenlosen Parkplätze waren für uns eher unpassend, es gibt auch nicht wirklich viele, und die bezahlten Wanderparkplätze waren uns zu voll. Daher haben wir 200 NOK pro Auto an einen netten alten Herrn gezahlt, der seine Wiese direkt am Vik-Beach zur Verfügung stellt, beziehungsweise gemerkt hat, wie man aus dem Touri-Andrang hier ordentlich Profit schlagen kann. Für uns war es das aber allemal wert, als wir ankamen standen wir mit zwei anderen Campern hier und die Aussicht war einfach nur schön. Allzu lange haben wir sie aber nicht genossen bevor wir den Wanderrucksack gepackt haben, denn Marvin und ich wollten auf den Himmeltindan – einen der höchsten Berge der Lofoten. Somit lagen 931 Höhenmeter vor uns, ein kleines Stück der Strecke wird mit dem Weg zum „Mannen“ geteilt, hier war auch gut was los, die Wanderung zählt nämlich ebenfalls zu den bekanntesten auf den Lofoten, da man oben sowohl den Uttakleiv als auch Haukland Strand überblicken kann. Wir sind allerdings am Mannen vorbeigelaufen, ehe es für uns steil geradeaus den Berg hoch ging. Über Steine und trockenes Erdgeröll ging es erst einmal auf knapp 700 Höhenmeter hoch und das wirklich nur vertikal bergauf. Ab 700 Metern ist der Weg etwas abgeflacht und hat sich auf der rechten Seite über einen schmalen Trampelpfad zum Himmeltindan gewunden, ehe es nochmal steil bergauf ging. Wir waren wirklich gut ausgerüstet, dennoch war es alles andere als leicht den Gipfel zu erklimmen, weshalb wir die Jungs in Jeans und Sneakers verstehen konnten, die nach dem ersten Plateau aufgegeben haben. Aber wir sind froh es getan zu haben, den ganzen Weg über hat man ein wunderschönes Panorama über den unteren Teil der Lofoten, aber oben an der Spitze angekommen, wird man mit einem spektakulären 360 Grad Blick belohnt. Oben gab es natürlich wieder Snacks, für mehr hat es aber nicht wirklich gereicht, mit knappen 5 Grad kühlt man dort oben nämlich doch recht schnell aus, vor allem weil die Sonne sich genau auf dem Gipfel hinter einer Wolkendecke versteckt hat, die sich dort kontinuierlich neu gebildet hat. Dafür hatten wir aber bei Auf- und Abstieg wirklich so schönes Wetter und konnten die Aussicht in vollen Zügen genießen, wenn wir nicht gerade schauen mussten, wo wir hintreten. Fazit: Zum Laufen nicht die angenehmste Wanderung, man muss wirklich gucken, wo man auftritt, es war extrem steil, aber für erfahrene Wanderer (mit entsprechender Ausrüstung) sollte es absolut machbar sein.

Am Abend konnten wir die Abendsonne in vollen Zügen genießen und sogar draußen (eingekuschelt in Decken) zu Abend essen. Eingeschlafen sind wir mit Blick auf den Vik-Strand und Mannen direkt vor der Hecktüre. Und als wir in der Nacht kurz aufgewacht sind, haben wir vermutlich den ersten Blick auf die Nordlichter erhascht, was uns dort aber noch nicht so ganz bewusst war.

Aufgewacht sind wir mit strahlendem Sonnenschein direkt am Meer – das sind diese „Vanlife“-Bilder, die immer auf Instagram kursieren. Aber es war auch wirklich sehr schön – also haben wir kurzum wieder Tisch und Stühle rausgeholt und im Sonnenschein gefrühstückt. Eventuell hätten wir früher frühstücken sollen oder einfach gar nicht, denn das was wir jetzt vor hatten war das Einzige was ich auf jeden Fall auf den Lofoten machen wollte: die angeblich beste Zimtschnecke der Welt probieren! Also ging es für uns nach Unstad, wir waren zwar wie erwartet noch satt, aber vom Fahren her hat es eigentlich nur so Sinn gemacht, die meisten Destinationen auf den Lofoten führen nämlich immer nur auf der gleichen Straße hin und zurück zur E10.  Und eine Zimtschnecke geht immer – und sie war wirklich unglaublich gut – triple fried mit einem Klecks Vanillepudding (für Papi ohne Pudding) in der Mitte und so zimtig! Wahnsinn, wirklich. Ob es nun die beste der Welt war, kann ich nicht beantworten, sie war definitiv knuspriger und ultra zimtig, aber meine Mami macht auch superleckere, weichere Zimtschnecken, die einfach anders sind, aber auch extrem gut. Also müsst ihr wohl oder übel selber hinfahren, um euch eine eigene Meinung zu bilden. Vielleicht macht euch das folgende Bild Lust darauf:

Ein Bild der Zimtschnecke kann ich euch nicht vorenthalten 🙂

Marvin ist dann direkt sitzen geblieben, um zu arbeiten, während wir anderen mit den Hunden am Strand spazieren gegangen sind. Meine Eltern haben dann dem „Lofotr“, dem Wikinger-Museum, noch einen Besuch abgestattet, während wir auf Stellplatzsuche gegangen und an einem schönen See fündig geworden sind. Und endlich konnten wir mal auf Spendenbasis was zu einem Parkplatz beisteuern ohne VIPPS zu haben – der erste PayPal-Link in ganz Norwegen! Und prompt kam eine Dankes-Nachricht und der kleine Hinweis in der Nacht lieber nicht zu schlafen, weil die vorherige Nacht schon unglaubliche Aurora zu sehen war. Tja und dem Rat sind wir gefolgt, denn auch unser KP-Index in der YR App hat große Hoffnung in uns geweckt und wir wurden definitiv nicht enttäuscht. Es war zwar richtig kalt, aber mit Decken eingemummelt standen wir draußen (oder lagen bei offener Tür im Bett 🙋🏽‍♀️) und haben in den Himmel gestarrt – es stimmt, dass die Lichter auf Bildern immer viel intensiver erscheinen, dennoch ist es ein ganz besonderes Spektakel sie am Himmel tanzen zu sehen, wenn auch etwas blasser. Und trotzdem zeigen wir euch ein paar Bilder, stellt sie euch einfach mit weniger Sättigung vor:

Noch beflügelt von den schönen Nordlichtern haben wir uns, tatsächlich wieder bei Sonnenschein, auf den Weg nach Henningsvær gemacht. Zum einen, weil wir das Städtchen angucken wollten, das „Venedig der Lofoten“ genannt wird, und zum anderen, weil ich eigentlich auf den Festvågstind laufen wollte. Als wir allerdings an den überfüllten Wanderparkplätzen vorbeigekommen sind, wurde unsere Motivation gedämpft. Der Weg geht auf 1.5 km knapp 500 Höhenmeter nach oben und hat viele enge Passagen, wo man wieder hätte Kolonne laufen müssen, daher haben wir auch diese Wanderung gelassen. Dafür haben wir uns Zeit genommen uns im Städtchen umzuschauen. Darüber, ob man das jetzt mit Venedig vergleichen sollte, lässt sich sicher streiten. Die Innenstadt war aber mit den Fischerhüttchen wieder ganz nett und die Sonne hat uns eingeladen in einem Café einzukehren und einfach zu genießen. Anschließend ging es dann noch kurz einkaufen, bevor wir die Lofoten tatsächlich schon wieder verlassen haben. Unser nächstes Ziel war die Insel Andøya.

Ich persönlich finde es immer noch schwer ein Fazit zu den Lofoten zu treffen, wir haben uns schon vorher gefragt, ob die Lofoten uns so „flashen“ würden – schließlich sind sie gefühlt der „Place to be“ in Norwegen. Und ich glaube, dass sie uns tatsächlich nicht so sehr eingenommen haben wie manch andere. Natürlich sind die Lofoten wunderschön, das Autofahren an sich ist ein Highlight an all den Fjorden entlang oder am Meer, wo die Berge direkt am weißen Sandstrand in die Höhe schießen. Die Fischerdörfchen sind so schön aufbereitet, wobei uns Nusfjord am besten gefallen hat. Irgendwie ist es Norwegen in „Miniaturformat“, all die Schönheit die sich sonst über das ganze Land erstreckt und an verschiedenen Orten befindet, findet man hier halt auf „kleinstem“ Raum. Daher können wir verstehen, dass so viele auf die Lofoten kommen, gerade wenn man limitierte Zeit hat, dennoch war es uns einfach zu viel. Wir waren außerhalb der Saison da, dennoch war es noch so unglaublich voll. Alles auf den Tourismus ausgelegt, überall Camper unterwegs, sodass es irgendwie verständlich ist, dass die meisten Städtchen nur noch aus Ferienwohnungen bestehen, denn dort wohnen wollen würde ich auch nicht. Und irgendwie tat uns das leid, dass Menschenmassen einem Ort die ganze Gemütlichkeit nehmen können und vermutlich auch einige Anwohner vertrieben haben. Allerdings ist uns auch bewusst, dass wir das absolute Privileg hatten uns Zeit zu nehmen ganz Norwegen zu bereisen. Den Langsanden sehen zu können, der unserer Meinung nach jeden Strand auf den Lofoten übertrifft. Fjorde sehen zu können, die so groß sind, dass man Menschenmassen weniger stark wahrnimmt. Durch abgelegene Fischerdörfchen laufen zu können, die noch ihre Ruhe und Gemütlichkeit bewahren konnten. Deswegen möchten wir es hier gar nicht bewerten, ob man sich die Lofoten anschauen sollte oder nicht, wir können es absolut verstehen und hier kann man seine Bucket-List vermutlich am schnellsten abhaken, allerdings muss man sich damit abfinden können, das mit vielen, vielen anderen Menschen zeitgleich zu tun.

Da sich der Weg nach Andøya fahrtechnisch nochmal ziemlich gezogen hat, haben wir einen Zwischenstopp in Hennes eingelegt. Ursprünglich, weil es hier einen sehr ruhigen und schönen Campingplatz mit Waschmaschine geben sollte. Naja, Waschmaschine gab es, aber keinen Trockner und scheinbar haben alle Norweger hier noch das Wochenende genossen, denn als wir ankamen war der Platz recht voll. Wobei vorherige Bewertungen immer etwas vom sehr leeren Platz berichtet hatten und Hennes einfach am Ende einer Straße liegt und Fähren nur sehr selten hier rüberfahren. Nichtsdestotrotz lag der Platz sehr schön neben dem Hafen, es gab immer noch genug Platz, saubere und zeitlich unbegrenzte Duschen und Wanderwege in direkter Nähe. Daher haben wir hier eine Nacht verbracht und wurden dafür wieder mit noch stärkeren Nordlichtern belohnt. Diesmal konnten wir sie wirklich richtig tanzen sehen und sie haben sich gefühlt über den ganzen Himmel erstreckt. Unsere norwegischen Mit-Camper waren zwar recht unbeeindruckt von dem ganzen Spektakel, wir haben es aber wieder sehr genossen.

Das Wetter war weiterhin auf unserer Seite, nach Sonnenfrühstück ging es daher für Marvin, Papi, die Hunde und mich auf einen der nahegelegenen Wanderwege auf den Henningsheia. Und endlich gab es mal wieder einen Wanderweg, der nicht so übertrieben steil hoch ging und oben auf einer schönen Hochebene endete, die man wunderbar ablaufen konnte. Auf der einen Seite hat sich das Lofoten-Archipelago erstreckt und auf der anderen konnte man in der Ferne schon Andøya erahnen.

Nach einem abenteuerlichen Abstieg einen Waldhang hinab (ja, das war ein offizieller Weg) sind wir noch ein Stück weiter bis kurz nach Sortland gefahren.  Als ich am Abend dann vom Laufen zurück gekommen bin habe ich Marvin im Dunkeln am Kofferraum gesehen – kein gutes Zeichen: leider hatte unser Steuerpanel von der Heizung Verbindungsprobleme beziehungsweise ist es immer wieder ausgegangen, sobald wir die Heizung starten wollten. Da nachts so zwischen 5-8 Grad zurzeit normal sind, war das natürlich weniger lustig. Wir haben dann versucht den Fehler zu finden, manchmal ging das Panel wieder an, wenn wir die Türe zugeschlagen haben, mal wenn wir am Kabel gewackelt haben – also haben wir auf Wackelkontakt getippt, was auch zuerst korrekt war. Unser Stromkabel musste neu gecrimpt werden. Zum Glück hat Marvin dafür alles dabei, also war das schnell erledigt. Dann kam aber die nächste Fehlermeldung am Steuerpanel: Voltage too low. So, Kofferraum das dritte Mal ausgeräumt bei netten 7 Grad. Als ich die Heizung dann neu starten wollte, hat Marvin unten Funken gesehen und die Heizung ist beim Anlaufen direkt wieder abgestürzt – scheinbar hat sich durch das ganze holprige Fahren die Schraubverbindung auf den Massepunkt gelöst, weshalb der Strom sich durch Funken versucht hat den Weg zu suchen aber nicht stark genug fürs Entzünden der Heizung war. Marvin hat dann noch die Kabelreihenfolge geändert, um die Kontaktpunkte an der Masse zu maximieren, alles nochmal feste angezogen und dann hat zum Glück alles wieder funktioniert. Natürlich ärgerlich, wenn das in Dunkelheit & Kälte passiert, aber zum Glück haben wir die Funken so früh genug bemerkt, bevor was Schlimmeres passieren konnte. Trotzdem hatte der Abend einen schönen Abschluss, weil wir das dritte (wenn auch leider vorerst das letzte) Mal die Nordlichter bestaunen konnten – und das endlich auch ohne Lichtsmog. Hat sich aber herausgestellt, dass der vorherige Lichtsmog durch Straßenlaternen / Dorf keinen großen Unterschied gemacht hat – daher hier nochmal, weil’s so schön war, die stärksten Nordlichter:

Montagmorgen, nachdem Marvin gearbeitet hatte, ging es dann den letzten Teil nach Andøya, um genauer zu sein war das Ziel Andenes, denn dort hatten wir für Dienstag eine Walsafari gebucht. Das Wetter war nun eher wieder grau und trüb aber überwiegend trocken. Hoch sind wir auf der linken Seite der Insel gefahren, hier lohnt sich definitiv ein Zwischenstopp an der bisher schönsten öffentlichen Toilette, die wir in Norwegen angesteuert haben. Und wenn man schon dort ist, kann man auch den wirklich kurzen Spaziergang zum Leuchtturm auf sich nehmen, auf den man auch rauf klettern kann.

Übernachtet haben wir auf einem kleinen Wanderparkplatz, ca. 15 Minuten von Andenes entfernt, denn am nächsten Morgen mussten wir dort um 10.15 Uhr zum Check-In erscheinen. Marvin ist mit den Hunden am Parkplatz geblieben, da er nicht mit zur Walsafari wollte. Und wir wurden beim Check-In leider enttäuscht – das Meer war zu rau, wir konnten nicht wie geplant um 12 Uhr los. Wir haben uns dafür entschieden, dass wir es später am Tag nochmal probieren (die andere Option wäre umbuchen auf den nächsten Morgen gewesen). Somit gab es für uns vorerst nur die Museums-Tour (die ist obligatorisch, wenn man die Walsafari machen möchte), die richtig toll von unserer Betreuerin Julia gestaltet wurde. Anschließend mussten wir etwas mehr als zwei Stunden Zeit totschlagen, bevor wir zurückkommen mussten, um zu erfahren, ob es für uns noch raus aufs Meer gehen würde. Also sind wir etwas durch Andenes gelaufen, aber viel gibt es hier leider nicht wirklich zu sehen. Immerhin gab es ein offenes Café und drei kleinere Läden, die wir besucht haben. Zurück am Visitor Center dann die gute Nachricht: wir könnten um 15 Uhr rausfahren, allerdings sei das Meer immer noch sehr rau und die Gefahr für Seekrankheit dadurch deutlich erhöht. Papi hat sich dann dagegen entschieden mitzukommen, theoretisch hätten wir auch immer noch auf den nächsten Tag umbuchen können, aber natürlich gab es auch dann keine Garantie fürs Wetter. Daher haben Mami und ich beschlossen zu gehen – wenn auch mit etwas mulmigem Gefühl, wie es uns wohl ergehen würde. Die Guides haben dann noch Ingwertabletten für alle verteilt die sich aufs Schiff getraut haben und um 15 Uhr ging es tatsächlich los. Der Wellengang war wirklich nicht ganz ohne, uns beiden ging es aber zum Glück die gesamte Fahrt über gut, der einzige Wehmutstropfen war, dass wir auf den kostenlosen Kaffee / Tee verzichtet haben, da wir uns aus den kleinen Bechern vermutlich einfach alles übergeschüttet hätten bei dem Seegang. Dafür kam aber auf dem Meer tatsächlich die Sonne raus und nach einer Stunde Fahrt hat der Kapitän dann auch einen Pottwal lokalisiert – drei Mal durften wir den Wal auf und abtauchen sehen.

Für uns gab es leider keine Orca-Sichtungen, in der Ferne hatte Julia zwar noch einen Finnwal, beziehungsweise dessen Blas entdeckt, den wir aber leider verpasst hatten. Und dennoch waren wir sehr glücklich, wir hatten einen Wal gesehen und haben auch die Schiffsfahrt sehr genossen, auch wenn wir etwas Mitleid mit den ganzen Leuten hatten, die doch ziemlich seekrank geworden sind. Auf dem Rückweg gab es dann noch Gemüsesuppe für alle die wollten, diesmal auch in größeren Bechern, sodass wir es tatsächlich ohne verschütten geschafft haben. Nach knapp vier Stunden sind wir dann wieder im Hafen von Andenes angekommen und haben uns dort im „Arresten“-Restaurant auf leckere Burger mit Marvin und Papi getroffen. Lustigerweise ist das Restaurant auch genau das, was man sich bei dem Namen vorstellt: ein altes Gefängnis, was innen total nett gestaltet ist und definitiv zu den gemütlichsten Restaurants/Cafés unserer bisherigen Reise gehört.

Die nächste Etappe war wohl die kürzeste die wir zusammengefahren sind, für uns ging es nach Risøyhamn, denn es war mal wieder Zeit für Waschtag! Das Sjøhus in Risøyhamn ist noch super neu und war so gut bewertet, dass wir dort vorbeischauen mussten. Und jetzt, außerhalb der Saison, war es einfach perfekt, wenn man Wäsche waschen und eine heiße Dusche wollte, super saubere Sanitäranlagen und der erste Trockner, der auch eine leicht überfüllte Maschine komplett trocken bekommen hat. Leider hatte die Gammelbutikken 150 m weiter schon Saisonende und geschlossen – einer der wenigen Nachteile, wenn man außerhalb der Saison unterwegs ist. Stattdessen habe ich die Zeit zum Apfelkuchen backen genutzt, welchen wir dann gemütlich gefuttert haben.

Nachdem Mami dann noch von ein paar gesprächigen deutschen Anglern deren Reste (Maultaschen, Leberwurst, Nürnberger) geschenkt bekommen hatte, da ihr Fluggepäck jetzt voller Fisch war, nachdem sie zu dreißigst die letzten Wochen im Sjøhus verbracht hatten, war das Abendessen für die Männer auch gerettet. Und dann gab es auch schon das vorerst letzte gemeinsame Frühstück, denn für Mami und Papi sollte es weiter nach Schweden gehen und für uns nach Finnland. Uns sehnt es doch alle langsam nach etwas Wärme, Marvin und ich gönnen uns den etwas kühleren Weg über Finnland, dafür waren wir hier noch nie, während wir Nordschweden schon mal gesehen haben. Zwar haben wir uns beziehungsweise das jeweilige Auto nochmal gegenseitig beim Pause machen gesehen, aber ab Narvik haben sich dann auch endgültig unsere Fahrtrouten getrennt. Mal schauen, ob wir uns in Deutschland das nächste Mal wieder sehen oder sich die Wege nochmal in einem anderen Land kreuzen – uns haben die 1 ½ Wochen auf jeden Fall viel Spaß gemacht!

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